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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 594
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Stadthalle). Ursprünglich sollte es mit Hanns Johsts Propagandastück
Schlageter eröffnet werden, das allein 1933 in ca. 1000 deutschen Städten
aufgeführt wurde. Allerdings hätte man damit wohl das Straßburger Publikum
verschreckt, das man aber erreichen wollte. So entschied man sich
stattdessen für eine Inszenierung der Hermannsschlacht, dem sicher nicht
besten, dafür aber sehr patriotischen Stück des deutschen „Klassikers"
Kleist (1777-1811).

Eigentlich wurde er von den Nazis ja nicht sonderlich geschätzt. Der
Kleist-Preis und die Kleist-Gesellschaft wurden schon bald verboten. Die
Hermannsschlacht dagegen ließ sich propagandistisch ausbeuten. Den
Kampf zwischen Römern und Germanen hatte schon Kleist eindeutig auf
den Konflikt zwischen Frankreich und Preußen bezogen. Hier an der
deutsch-französischen Grenze des Jahres 1933/34 bekam diese Botschaft
eine neue, brisante Aktualität: Unverhohlen wurde dem Nachbarn mit einem
Revanche-Krieg gedroht, zu dem es wenige Jahre später ja auch kam.
Daß Kleists „Hermann" alles andere als ein „Held", sondern vielmehr eine
recht problematische Figur ist, interessierte die damaligen Theaterschaffenden
natürlich wenig.

Emigrantenpresse

Besonders präsent waren die deutschen Emigranten in der Straßburger Medienlandschaft
. Ich habe bereits auf die Rolle hingewiesen, die einige
Deutsche beim Radiosender „Radio Strasbourg" gespielt haben, dessen
Programme natürlich auch auf der deutschen Seite gehört werden konnten.
Damit war dieses Medium besonders zur Propaganda geeignet.

Zumindest anfangs gelang es aber auch noch relativ leicht, verbotene Zeitungen
nach Deutschland zu schmuggeln. Besonders engagierte sich hier
Georg Reinbold. Der ehemalige SPD-Abgeordnete im badischen Landtag
war 1933 vor Hitler aus dem nahen Karlsruhe nach Straßburg geflüchtet,
wo er ein versteckt gelegenes, aber hübsches Haus in der „Rue de la
Chene" Nr. 22 im Stadtteil „Neudorf" bezog. Zusammen mit einem
elsässischen Partner richtete er in einer ehemaligen Krutenauer Arztpraxis
in der „rue Sedillot" Nr. 2 eine deutsche Buchhandlung ein, die bis 1934
existierte.

Wie viele andere Flüchtlinge glaubte anfangs auch Reinbold, daß Hitler
sich nicht lange halten könne. In Straßburg wollte er daher gleichsam an
„vorderster Front" gegen ihn kämpfen. Über seine Buchhandlung vertrieb
Reinbold in Deutschland verbotene Bücher und Zeitschriften, insbesondere

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