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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 595
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die sich rasch entwickelnde „Emigrantenpresse". Einerseits versuchte er
damit, in Frankreich Aufklärungsarbeit zu leisten, andererseits gelang es
ihm aber auch - unterstützt von kommunistischen Widerstandsgruppen aus
der deutschen Nachbarstadt Kehl -, seine Ware des nachts heimlich über
den Rhein zu schmuggeln26. Darunter waren wohl auch jene deutschsprachigen
Zeitungen aus dem Elsaß, die im „Dritten Reich" verboten waren,
z. B. die bereits erwähnten Tageszeitungen „Dernieres Nouvelles de Strasbourg
", „Neue Welt" und „La Republique", an denen deutsche Emigranten
maßgeblich mitarbeiteten. In der französischen Tageszeitung „Journal
d'Alsace et de Lorraine" wurde am 24. 05. 1933 daraufhingewiesen:

Malgre cette interdiction (der „Republique" durch die Nazizensur, Anm.
des Verf.) notre confrere de la place du Corbeau (das ist die „Republique",
Anm. des Verfassers) parvient ä penetrer en Allemagne oü les articles de
Berthold Jacob - pour ne citer que ceux-lä - sont tres goütes11.

Auf die „Neue Welt" und ihre Entwicklung bin ich bereits im Kapitel über
„Emigrantenverbände" eingegangen. Sie erschien dem elsässischen
Schriftsteller Rene Schickele immerhin so wichtig, daß er sie in seiner Ro-
mantrilogie Das Erbe am Rhein mehrfach erwähnt hat. Mit einer Tagesauflage
von gerademal 1200 Stück war sie allerdings nur ein vergleichsweise
kleines Blatt.

Ungleich wirkungsstärker waren die „Dernieres Nouvelles de Strasbourg".
Mit einer Gesamtauflage rund 100 000 Exemplaren täglich waren sie die
mit Abstand größte Zeitung des Elsaß. Unter dem Namen „Dernieres No-
vuelles d'Alsace" (DNA) existiert sie auch heute noch. Die Zeitung wurde
bereits 1877 im damals deutschen „Reichsland Elsaß-Lothringen" unter
dem Namen „Straßburger Neueste Nachrichten" (SNN) gegründet und entwickelte
sich rasch zum größten Anzeigenblatt von ganz Süddeutschland.
Seit 1918 erscheint auch eine französische Ausgabe, zunächst unter dem
Titel „Dernieres Nouvelles de Strasbourg", seit dem Zweiten Weltkrieg unter
dem heutigen Titel. Von 1921 bis 1961 war Jean Knittel (1891-1968)
ihr Chefredakteur, mit Ausnahme der Jahre 1940-44, als das Blatt in die
Hände der deutschen Besatzer fiel und von ihnen zu einem Propagandablatt
umgestaltet wurde.

In den dreißiger Jahren machte die deutschsprachige Ausgabe der DNA
noch etwa 80% der Gesamtauflage aus. Zahlreiche deutsche Emigranten
arbeiteten daran mit. Um sie vor eventuellen Übergriffen der Nazis zu
schützen, veröffentlichte Knittel deren Artikel meist anonym. Nicht einmal
die französische Polizei war auf dem Laufenden28. Die Namen einiger Mitarbeiter
sind dennoch bekannt geworden. Neben Berthold Jacob, den ich

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