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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 596
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bereits vorgestellt habe, gehörten auch die Deutschen Karl-Friedrich Gröhl
und - als ihr Paris-Korrespondent - Hermann Wendel (1884-1936) zum
festen Mitarbeiterkreis.

Der in Metz geborene Wendel war zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts
Mitglied in der Gruppe des „Jüngsten Elsaß" um Rene Schickele gewesen
, an deren Zeitschrift Der Stürmer er maßgeblich mitgewirkt hat. In
seinen Jugenderinnerungen eines Metzers, die 1934 in Straßburg verlegt
wurden, hat er davon ausführlich berichtet. In Schön ist die Jugend einer
ausführlichen und sehr positiven Rezension dieses Buches, hat Rene
Schickele Wendeis weiteren Lebensweg skizziert:

Und dann geht er und wird Redaktor und treibt leidenschaftlich um in Wort
und Schrift und setzt sich als jüngster Abgeordneter auf die Bänke des
Reichstags, schließt Juli 1914 eine große Rede mit dem Ruf „ Vive la France
!" (was als Aufforderung zu einer friedlichen Verständigung mit Frankreich
zu verstehen war), bleibt lange der Benjamin unter den Bonzen,
schreibt im stets lichter werdenden Schatten der SPD ausgezeichnete
Bücher, zuletzt den klassischen Danton . . ,29

Die dritte Straßburger Zeitung, an der viele Emigranten mitarbeiteten, war
„La Republique". Die „Repüh" - wie sie auch genannt wurde - war eine
deutschsprachige Tageszeitung, trotz des französischen Namens, die dem
liberalen „parti radical" nahe stand. Trotz ihrer geringen Auflage war sie
ein niveauvolles und v. a. einflußreiches Blatt. Ab 1933 ging sie klar auf
Konfrontationskurs zu den Faschisten. Deutsche Emigranten, z. B. Joachim
Maass, Werner Hegemann, Hans Theodor Joel, Ernst Roth, Oscar
Wöhrle, Ernst Falk, Egon Erwin Kisch und Berthold Jacob zählten zu
ihren (freien oder festen) Mitarbeitern.

Bereits wenige Tage nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler wurde die
„Republique" und die „Dernieres Nouvelles de Strasbourg" in Deutschland
verboten. Bald darauf folgte das Verbot der „Neuen Welt". Am 28. März
1933 wurde sogar auf der Kehler Seite der Rheinbrücke ein Schild mit einer
„Schwarzen Liste" aufgestellt, die einige elsässische „Verräter" vor einem
Aufenthalt in Deutschland warnte. Zu ihnen gehörte Jean Knittel,
Chefredakteur der „Dernieres Nouvelles de Strasbourg", Frederic Hecker,
sein Kollege von der „Republique", und Lucien Minck (1881-1972), der
Direktor dieser Zeitung.

Lucien Minck war vor dem Zweiten Weltkrieg „der" Zeitungszar von
Straßburg. Wegen seiner entschieden profranzösischen Einstellung waren
ihm nach 1918 von Regierungsseite einige deutsch- und französischspra-

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