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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 597
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chige Zeitungen zugeschachert worden, darunter auch die „Republique".
1940 foh er aus Straßburg vor der anrückenden Wehrmacht nach Südfrankreich
.

Neben einigen Zeitungen gehörte Minck auch die Verlagsdruckerei „Impri-
merie Francaise". Sie war in dem „Hotel du Rhin" an der „place du Corbe-
au" Nr. 5 untergebracht, einem ehemaligen Hotel, das 1843 kurz nach der
Eröffnung des (mittlerweile abgerissenen) ersten Bahnhofs der Stadt errichtet
worden war. Neben elsässischer Regionalpresse druckte die „Imprimerie
Francaise" auch einige reine Emigrantenzeitschriften, z. B. Othon Gentners
„Rußland heute" und Berthold Jacobs „Service de Presse Independant".
Über Gentner stand Minck darüber hinaus in Kontakt mit Willi Münzenberg
in Paris, der für seine „Editions du Carrefour" bei Minck drucken ließ, z. B.
das Braunbuch aus dem Jahr 1933, der erste „Beststeller" der Emigration30.
Auch Münzenbergs Zeitschrift „Der Gegenangriff" (1933-36), die Bruno
Frei leitete, wurde bei Minck in Straßburg hergestellt.

Der ehemals mächtige kommunistische Medienzar Münzenberg
(1889-1940) war 1933 aus Berlin nach Paris emigriert, wo er mit seiner
„Editions du Carrefour" zum mächtigsten Verleger innerhalb der Emigrantenszene
aufstieg. Sein Sturz kam 1937, als er - wir sind in der Zeit der
stalinistischen „Säuberungen" - aus der KPD ausgeschlossen und durch einen
gewissen Wilhelm Pieck ersetzt wurde. Daraufhin gründete er in
Straßburg den kleinen „Sebastian-Brant-Verlag", benannt nach dem streitbaren
Moralisten und Humanisten des 15. Jahrhunderts, der hier in Straßburg
seinen „Bestseller" Das Narrenschiff verfaßt und gedruckt hatte.

Der Verlag sollte als Plattform für ein breites Bündnis linker und bürgerlicher
Intellektueller dienen. Bis zum Zweiten Weltkrieg erschienen dort 13
Titel in deutscher wie französischer Sprache, darunter die deutsche Übersetzung
von Rene Schickeis französischem Essay Le Retour (1938). Es war
der literarisch hochinteressante Versuch, die elsässische Identität und insbesondere
das Verhältnis zu Deutschland neu zu bestimmen. Schickele und
Münzenberg starben beide im Jahr 1940 in Südfrankreich. Bis heute halten
sich Gerüchte, denen zufolge Münzenberg von stalinistischen Agenten ermordet
worden sein soll.

Ein ebenfalls wichtiger deutscher Mitarbeiter von Lucien Minck war der
bereits mehrfach erwähnte Berthold Jacob. Er wurde mit dem Deutschland
-Ressort der „Republique" beauftragt. In den Jahren 1932 bis 1935 erschienen
dort einige hundert Artikel aus seiner Feder. Daneben veröffentlichte
er im gleichen Haus diverse Informations-Broschüren: Wer? Aus
dem Arsenal der Reichstagsbrandstifter und Die Hindenburg-Legende.

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