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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 599
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und weitertransportierte, hatte er das Schlimmste befürchtet, daß man ihn
nämlich ohne Prozeß hinterrücks erledigen werde. Wie man ihm später
mitteilte, er stehe jetzt auf Schweizer Boden und sei frei, hatte er das zuerst
für einen üblen Scherz gehalten . . ,35

Was Feuchtwanger nicht wissen konnte: Am Ende sollten doch die Nazis
siegen. Wesemann, der in der Schweiz wegen „Menschenraubs" zu einer
mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden war, zog sich nach seiner Freilassung
mit Hilfe der Gestapo nach Südamerika zurück, wo sich seine Spur
verliert. Jacob dagegen wurde bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges als
Angehöriger einer „Feindnation" in dem südfranzösischen Lager bei Le
Vernet interniert, wo er als Lagerbibliothekar arbeitete. Von dort gelang
ihm zwar die Flucht über Spanien nach Lissabon, wo er jedoch erneut von
der Gestapo aufgespürt und ein zweites Mal nach Berlin verschleppt wurde
. Dort ist er 1944 in einem Gefängniskrankenhaus gestorben.

Anmerkungen

1 Die Akten der „Dircetion Generale d'Alsace et de la Lorraine" verzeichnen nur 15
Flüchtlinge aus dem Rheinland (1929/30). Dagegen nennt die gleiche Behörde für die
drei Grenzdepartements „Moselle", „Haut-Rhin" und „Bas-Rhin" ca. 1000 Flüchtlinge
aus Österreich (1938) und ca. 5000 aus der Saar (1935). Vgl. Brief der Prefecture du
Bas-Rhin an die Direction Generale vom 16. 4. 1935.

2 Die Zahlenangaben schwanken sehr stark, sowohl was die Grenzgebiete zu Deutschland
anbetrifft, als auch Frankreich als ganzes. Die Präfekten der Departements „Moselle
" und „Haut-Rhin" gehen von jeweils ca. 4000 Menschen aus, die in ihren Departements
Zuflucht gesucht haben, der Präfekt des Departements Bas-Rhin nennt die
Zahl 1029. Die Dunkelziffer (viele Flüchtlinge sind illegal eingereist) dürfte allerdings
sehr viel höher liegen. Vgl. „Die deutschen Flüchtlinge in Frankreich" in: Berner Tageblatt
vom 18. 08. 1933, Brief des Präfekten des Bas-Rhin an die Direction Generale
vom 17. 11. 1934. Was aus deutscher Sicht als die „größte kulturelle Emigration der
bisherigen Geschichte" erscheint („Exilliteratur". In: Dieter Borchmeyer/Victor Zme-
gac: Moderne Literatur in Grundbegriffen, Frankfurt/Main 1987, S. 115), erscheint aus
französischer Sicht weit weniger spektakulär. Jean-Michel Palmier schreibt hierzu: „II
faut noter que ce nombre de refugies est faible si Ton considere que la France compte ä
cette epoque 580 000 Polonais, 490 000 Espagnols, 800 000 Italiens, 30 000 Alle-
mands non refugies" (Jan-Michel Palmier: Weimar en exil, 2 Bände, Paris 1988, Bd. I,
S. 275).

3 Hans Mayer: Ein Deutscher auf Widerruf. Erinnerungen, 2 Bände, Frankfurt/Main,
Bd. 1, S. 169.

4 Vgl. Protokolle der Stadtratssitzungen von 1933 (Stichwort „Emigranten").

5 Aus dem Umfeld der KPD-O sind zu erwähnen: August Thalheimer, Heinrich Brandler
, Hans Mayer und „Leo" (sein vollständiger Name ist nicht bekannt). Zu den „Einzelkämpfern
" zähle ich Alfred Falk und Berthold Jacob.

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