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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 608
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Einwohner Schwaibachs wurden und mitwählen durften. Es wurde gemunkelt
, daß die Patienten bei der Wahl beeinflußt wurden. Schließlich kam es
zu einer Verlegung der Gemarkungsgrenze, so daß alle Gebäude der Kreispflegeanstalt
auf Bermersbacher Gebiet lagen.37

Die Kreispflegeanstalt Fußbach in der NS-Zeit (1933^15)

Mit der sogenannten Machtergreifung der Nationalsozialisten im Deutschen
Reich begann auch in der Kreispflegeanstalt eine neue Ära. Im Jahre
1933 wurde der Respizient Eugen Lang von Bürgermeister August Schilli
aus Schwaibach abgelöst. Schilli wurde am 8. Mai von den neuen Macht-
habern in sein Amt eingesetzt. Er war seit 1930 NSDAP-Mitglied und wurde
1931 in die Kreisversammlung Offenburg gewählt. So kam er in den
Sonderausschuß der Kreispflegeanstalt Fußbach. Seit 1928 war er Bürgermeister
in Schwaibach, wo er auch als Landwirt tätig war. 1934 wurde
Schilli auch Kreisbauernführer, was er bis zu seiner Wahl zum Bürgermeister
von Breisach am Rhein 1942 blieb. In dieser Funktion war er auch SS-
Mitglied. 1941 wurde er zum SS-Obersturmführer befördert.38 Obwohl
Schilli ein großer Nazi gewesen sei, sei er doch um das Wohl der Schwestern
und Pfleglinge sehr besorgt gewesen.39

Man kann Schilli also durchaus als linientreues Parteimitglied einordnen.
Es gehörte zur politischen Strategie der Nationalsozialisten, Schlüsselpositionen
mit für die Partei verläßlichen Leuten zu besetzen, und so geschah
dies auch in Psychiatrischen Anstalten und Kliniken und in sonstigen Heil-
und Pflegeanstalten.40

Zwangssterilisationen in der Kreispflegeanstalt

„Der erste Angriff auf die körperliche Unversehrtheit und - in letzter Konsequenz
- auch auf das Leben der psychisch Kranken erfolgte bereits kurz
nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten."41

Das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" wurde am 14. Juli
1933 vom Kabinett verabschiedet. In der gleichen Kabinettssitzung, in der
auch dem Konkordat mit dem Heiligen Stuhl zugestimmt wurde, war das
Sterilisierungsgesetz behandelt worden. Die Bekanntgabe erfolgte jedoch
erst nachdem das Konkordat von beiden Seiten unterzeichnet war, denn es
stand im Widerspruch zur Haltung der katholischen Kirche, und die Nazis
wollten ein Scheitern der Verhandlungen mit der katholischen Kirche nicht
riskieren.42

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