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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 610
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Im Geschäftsbericht vom März 1936 schreibt Schilli: Die Sterilisation der
durch das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses betroffenen
Pfleglinge wurde im Laufe des Jahres zum Abschluß gebracht.49 Nach 1935
scheint es keine Zwangssterilisationen von Anstaltsinsassen in Fußbach
mehr gegeben zu haben.

In den 30er Jahren: Nationalsozialistisches Gedankengut und
Veränderungen in der Anstalt

Am ersten Juni 1933 übernahm Schwester Potamia als Oberin die allgemeine
Oberleitung des Hauses und der Schwestern?0 Mit Verwaltungsarbeiten
hatte sie weniger zu tun. Die Zusammenarbeit mit dem Respizienten
August Schilli bezeichnete sie als gut. Obwohl es laut einer allgemeinen
Verfügung nicht erlaubt war, den Pfleglingen geistlichen Zuspruch nahezulegen
und diese bei Bedarf auf die Schwestern zukommen mußten, erlaubte
Schilli das Fortführern der bisherigen Praxis, also das Zugehen der
Schwestern auf die Pfleglinge, allerdings sollten die Schwestern die Verfügung
zur Kenntnis nehmen, jedoch darauf achten, daß nicht etwa irgendwelche
Personen Anstoß nähmen und Beschwerden führten.51

August Schilli war besonders um die Landwirtschaft bemüht, was an den
Geschäftsberichten für die Wirtschaftsjahre seiner Amtszeit abzulesen
ist.52 1 934 wurden neue Schweineställe ans Ökonomiegebäude angebaut.
Ein Jahr später stellte der Kreis Offenburg einen Antrag ans badische Innenministerium
auf Erstellung eines Siechenersatzbaues der Kreispflegeanstalt
Fußbach. Dieser wurde abgelehnt, doch zur weiteren Unterbringung
von Kranken war das bestehende Siechengebäude nicht mehr tragbar.
1938 wurde es abgerissen, und das Abbruchmaterial wurde für Erweiterungen
am Ökonomiegebäude und zur Errichtung von neuen Schweineställen,
eines Trockenschopfes und eines Hühnerstalles am Angestelltenwohnhaus
auf der anderen Straßenseite verwendet.53

Doch die Schwestern und auch Respizient Schilli versuchten das Beste für
die Pfleglinge aus der Situation zu machen. Trotz der erschwerten Lage wurde
1938 mit dem Neubau einer Anstaltskirche begonnen. Bei Kriegsausbruch
stand der Rohbau. Von September 1939 bis Herbst 1940 wurde er von der
Wehrmacht als Heu- und Strohlager genutzt. Danach konnte dann am 30. November
1940 der erste Gottesdienst in der neuen Kirche gefeiert werden.54

1936 verließ Dr. Unger die Anstalt. Nachfolger wurde Dr. Paul Wössner
aus Zell a. H., der bis zum 25. 08. 1939 die Pfleglinge in Fußbach betreute.
An diesem Tag wurde er zur Wehrmacht einberufen.55 Etwa vier Monate
lang gab es keinen offiziellen Anstaltsarzt. Um die Kranken in der Kreis-

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