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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 625
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Im Juni 1919 kam z.B. unangemeldet eine Ferienkolonie mit 29 Kindern.
Die Versorgungslage war schlecht: Vom 15. 2. 1920 finden wir den Eintrag
im Tagebuch, daß ab sofort nur noch 200 g Brot pro Kopf und Tag zur Verfügung
stehen. Das Frühstück wurde als Suppe gegeben.

Die Existenz der Heilstätte stand auf dem Spiel; die erweiterte Heilstättenkommission
hatte im Arbeitsministerium in Karlsruhe am 18. 3. 1921 beschlossen
, den bisherigen Betrieb der Heilstätte ganz aufzugeben und aus
dieser ein Erholungsheim für männliche Erholungsbedürftige zu machen.
Damals waren noch 7 Pfleglinge im Haus; die Hausordnung wurde aufgehoben
; die Pfleglinge wurden als die ersten Gäste betrachtet, bekamen
freien Ausgang, die Arbeitspflicht fiel weg, der Alkoholgenuß blieb weiterhin
verboten.

In der LVA-Akte wird in einer Notiz festgehalten:
Karlsruhe, den 10. Juni 1921,

Heute vormittag erscheint Herr Nervenarzt Dr. Max Neumann und überreicht in
Anlage zwei Prospekte für das Genesungsheim in Renchen, indem er erklärt, daß
das Genesungsheim als Heilstätte für Alkoholiker aufgegeben worden sei. Es werden
zwar nach wie vor noch Alkoholiker aufgenommen, alleine es sei die Beobachtung
gemacht worden, daß es an Alkohol erkrankte Personen, wie sie vor dem
Kriege in die Heilstätte aufgenommen wurden, überhaupt nicht mehr gäbe. Durch
den Verkehr solcher Kranken in der Heilstätte könne der Betrieb derselben allein
nicht mehr aufrecht erhalten werden. Man müsse sich daher umstellen und die Anstalt
zu einem Erholungs- und Genesungsheim umwandeln . . .

Es kamen auch einige „Gäste", doch bereits 1922 wurde das „Erholungsheim
" ausschließlich wieder auf Trinkerheilung umgestellt, weil man
glaubte, die Nachfrage sei gestiegen, was sich so allerdings nicht bestätigte
. Ein Jahr später, 1923, verpachtete man die Heilstätte an die „Sanas" AG
(eine Firma für naturgemäße Volksernährung). Diese Firma, die einen
Großhandelsbetrieb aufziehen wollte, ging allerdings bereits im Juli 1924
in Konkurs.

Am 12. Nov. 1924 teilte die Anstaltsleitung der Heilstätte Renchen dem
„verehrlichen Vorstand der Landesversicherungsanstalt Baden" mit:

Wir teilen Ihnen ergebenst mit, daß wir seit einigen Wochen die ursprüngliche und
eigentliche Aufgabe unserer Anstalt, Trinker zu behandeln, wieder voll und ganz
aufgenommen haben. . . . Die verheerende Flut des Alkoholismus, die durch den
Krieg doch wesentlich eingedämmt wurde, ist wieder mehr und mehr im Steigen
begriffen und nimmt infolge der gegenwärtigen allgemeinen Demoralisation unseres
ganzen Volkes Formen an, die diejenigen der Vorkriegszeit noch übertreffen . . .
Die ärztliche Leitung unseres Hauses hat ein erfahrener Psychiater, Herr Dr. Her-

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