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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 626
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zog von der Anstalt Rienau, übernommen. Die Beaufsichtigung, Anleitung und Erziehung
der Pfleglinge untesteht seit nahezu 16 Jahren dem unterzeichneten Verwalter
. Der Pflegesatz für Versicherungspflichtige beträgt M 2.50 täglich. Wir bitten
Sie höflichst, uns gegebenenfalls Alkoholkranke vertrauensvoll zur Behandlung
überweisen zu wollen, wie Sie dies vor dem Kriege in so ausgiebiger Weise getan.

Eine Vollbelegung war jedoch zunächst nicht zu erreichen. 1925 wurde
Weihnachten mit 16 Pfleglingen gefeiert.

Besser ging es dann erst 1928; die Belegung war inzwischen so gut, daß
sogar Notbetten aufgeschlagen werden mußten. Doch auch wenn die Belegung
stimmte, gab es genug Grund zur Sorge, wie aus Tagebuchnotizen
von 1928 hervorgeht:

17. 09.

Es ist bei den Pfleglingen in den letzten Wochen und Monaten ein recht unguter
Geist eingerissen; jeder meint, ihm sollten Ausnahmen in allen möglichen Dingen
gemacht werden. Die Sonntagsbesuche häufen sich mehr und mehr, so daß heute
eine sehr ernste Ansprache mit Durchgehen der Hausordnung gehalten wurde.

20. 09.

. . . Der frühere Pflegling Z., der seit 1. Juni bei Stadtmüller Huck einen guten Vertrauensposten
hatte, hat im Laufe der letzten Wochen etwa 1.000 - Mark veruntreut
und verschwand stillschweigend.

Der ehemalige Pflegling B., der auch bei Huck seit Anfang Juli untergebracht war
als Knecht, schämte sich dieser Arbeit, war offenbar auch zu faul dazu, griff wieder
zum Glas und lief in den Werktagskleidern davon. Er trieb sich in den letzten
Tagen in Karlsruhe, Pforzheim und Mannheim herum, andere Ehemalige heimsuchend
.

21. 09.

Und heute bringt die Zeitung die traurige Nachricht, daß der frühere Pflegling S.
seiner Mutter mit dem Hackbeil das Gesicht gespalten habe. Das sind traurige
Erfahrungen, die wir da machen müssen und sie zeigen die furchtbare Macht des
Alkohols.

Ab 1932 gab es eine Hauszeitschrift: „Vertrauliche Mitteilungen aus Renchen
" mit dem Motto: In stiller Einkehr / Zu ganzer Umkehr / Mit festem
Willen / Wills Gott zum Sieg!

In einer dieser Veröffentlichungen stellte Herr Streich seine Arbeitsweise
ausführlich dar. Heute würden wir dies seine „Therapeutische Konzeption"
nennen.

Die bei uns angewandte Behandlungsweise ist einfachster, natürlichster Art: Vom
ersten Tag an wird der Alkohol in jeder Form entzogen. Irgendwelche immer wie-

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