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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 628
(PDF, 129 MB)
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sittlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen von keiner anderen Volkskrankheit
erreicht wird, nun so jäh unterbrochen wurde. Dadurch werden viele einzelne
trunkgebundene Männer samt ihren Familien von dem Segen, den eine Heilstättenbehandlung
erfahrungsgemäß auf sie und ihren Umkreis auswirkt, ferngehalten
und bleiben ihrem leiblichen und seelischen Elend preisgegeben. Unsere Arbeit
hat gerade unter den Versicherungspflichtigen in gesundheitlicher, wirtschaftlicher
und sittlicher Hinsicht schon überaus viel Gutes geleistet. Wir verweisen dabei auf
unsere Erfolgsstatistik, die wir Ihnen unter dem 7. 12. 1931 zukommen ließen und
wonach von 173 Versicherungspflichtigen, die in den Jahren 1925-1931 bei uns
behandelt wurden, annähernd die Hälfte mit bestem Dauererfolg behandelt und
fast 3/10 wesentlich gebessert waren. Durch die gegenwärtige Einschränkung der
Heilkuren ist unser Werk ernstlich bedroht.

Die Zahl der Pfleglinge ist wesentlich zurückgegangen, und da auch der Staat, der
uns bis vor 2 Jahren durch nennenswerte Zuschüsse unterstützte, seine Hand völlig
von uns abgezogen hat und wir auf die mäßigen Pflegesätze angewiesen sind,
so werden unsere Lebensmöglichkeiten von allen Seiten stark unterbunden. Und
doch ist unsere Arbeit heute ebenso nötig wie in besseren Zeiten, denn so viele
Menschen versuchen ihre Not zu vergessen im Trunk, und ein Sinken der Kurve des
sogenannten Elendsalkoholismus ist noch kaum zu bemerken, was die gesamte
Trinkerfürsorge bestätigt. Wir werden über unsere Arbeit in Bälde wieder einmal
öffentlich berichten, was wir seit 1930 der hierzu notwendigen Mittel wegen nicht
zu tun uns erlaubten.

Für heute möchten wir mit diesem Notruf darauf hinweisen, daß unser Werk immer
noch besteht und Ihnen freundlichst nahelegen, nach Möglichkeit bei einzelnen
, von Krankenkassen, Fürsorgeämtern etc. eingeleiteten Heilverfahren sich
doch auch ferner beteiligen zu wollen . . .

Aus einer späteren Notiz geht hervor, daß die LVA Baden bezüglich der
wenigen noch bezuschußten Kuren bei Alkoholkranken die Heilstätte Renchen
bevorzugt hat.

4. Die Heilstätte unter dem Einfluß der nationalsozialistischen
Ideologie: 1933-1939

Ab 1933 gewinnt der ideologische und politische Einfluß des Nationalsozialismus
zunehmend an Bedeutung. In den „Vertraulichen Mitteilungen
aus Renchen" vom Oktober 1933 heißt es:

. . . unseren Freunden dürfte wohl bekannt sein, daß unser Volkskanzler Adolf Hitler
bewußt abstinent lebt und auch Nichtraucher ist. Wir halten diese erfreuliche
Tatsache aber für so wichtig, daß wir es für nötig erachten, derselben hier zu gedenken
. . .

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