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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 633
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30. 04.

Letzte Nacht 1 '/4 Stunde Fliegeralarm. Die ganzen Umsiedler wurden im Luftschutzraum
untergebracht.

25. 05.

Es muß der kleinen Kinder wegen im Hause bis heute geheizt werden. Die Arbeit
mit den Umsiedlern macht uns viel Arbeit und Not. Es sind fast alles Großstadtbevölkerung
, die bisher noch üppig leben konnten und denen es schwer fällt, sich an
unsere einfache, zuteilende Lebensweise zu gewöhnen. Suppen, Gemüse und Kartoffeln
lieben sie nicht sonders, sind auch eine andere Zubereitung gewohnt und
ihrer Bevorzugung von Fleisch und Wurst und Fett kann nicht stattgegeben werden
, da es gerade an diesen Dingen fehlt. Etwa 20 Personen müssen für Mittag ihr
Essen in Kännchen mitnehmen, da für sie weder Fleisch- und Fettmarken noch
Geld zur Verfügung steht. Auch bringen die engen Unterkunftverhältnisse viel Reibungsflächen
mit sich, so daß viel unangenehme Streitereien entstehen unter den
Umsiedlern . . .

Gegen Ende des Krieges wird die Situation immer schwerer. Tagebuchnotizen
von 1944:

04. 12.

Die Einnahme von Straßburg durch die Feinde am 23. 11. und die Kämpfe im
Ober- und Unterelsaß bringen viel Unruhe und Aufregung für uns mit sich. Die
Umsiedler wollen fort, drängen auf Beurlaubung und Entlassung, die Schießerei
geht ihnen auf die Nerven, wozu noch die vielen Tieffliegerangriffe mit Bordwaffen
, Beschuß und Bombenabwurf kommen. Es wurden Ende November 6 Familien
mit 30 Personen beurlaubt, so daß wir jetzt noch 35 Leute hier haben. Die Kreisleitung
und der Landrat wollen ihren Betrieb in das Haus verlegen. Seit 3 Tagen
richtet sich auch die Kreisleitung Straßburg/Kehl im ersten Stock des Hauses . . .
häuslich ein.

iL 12.

Es kommt, durch die Frontnähe bedingt, der Befehl, daß die 2 polnischen landw.
Arbeiter R. und T. sofort reisefertig zu machen und in Renchen zum Rücktransport
abgegeben werden sollen. Was auch geschieht. R. war als fleißiger, gewissenhafter
und pflichtbewußter Mensch eine wertvolle Hilfskraft, den ich ungern entlasse,
und der eine Lücke in unser arbeitsvolles Leben reißt. Der andere war weniger
wertvoll. So stehe ich nun allein, im Stall 3 melkige Kühe und 3 Schweine, die
Dunganlage ist voll Mist, der ausgefahren werden sollte, die Acker alle unbestellt,
im Garten noch nichts überwintert, im Haus mit der Kreisleitung viel Arbeit. Und
kriegsmäßig die schweren Abwehrkämpfe im Elsaß, die Front 15-20 km entfernt,
das Artilleriefeuer den ganzen Tag hörbar und durch dauernde Erschütterungen
des Hauses spürbar, in der Luft die täglichen Angriffe der Tiefflieger mit ihrem
Terror. Schwere, ernsteste Zeit!

Anfang 1945 rückt die Front mit jedem Tag näher; Tieffliegerangriffe und
Artilleriebeschuß über Renchen.

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