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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 634
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0634
Die Kreisleitung beginnt, auf der Nordseite des Hauses einen Stollen zu
graben und ist zur Verteidigung des Hauses entschlossen.

28. 02.

Gestern und heute wieder Artilleriebeschuß von Renchen, wobei gestern 5 Personen
getötet wurden. Die Bevölkerung von Renchen ist in großer Erregung. Die Leute
schlafen in den Kellern, in Bunkern, viele in umliegenden Ortschaften, und viele ziehen
weg. Die Heilstätte blieb bis jetzt ohne Schaden. An dem Bunker unter dem
Wäldchen wird weitergebaut von der Kreisleitung, (seit heute) Hilfe von Ostarbeitern.

Rückblickend schreibt Herr Streich im Juni ins Tagebuch:

Am 14^ 04^ war schon in der Frühe Alarmstimmung im Hause. Nordwesten zu hörte
man Geschützdonner. Die Angehörigen der Kreisleitung zogen schon um 7 Uhr
in ihre Kampfstellungen am Ausgang von Renchen, im Hohlweg rechts und links
der Straße, in den Feldwegen neben der Heilstätte. Um 9 Uhr waren Panzer im
Anmarsch von Wagshurst her hörbar, in welchem Ort es brannte. 10 Uhr drangen
die ersten Feindpanzer auf der Straße von Wagshurst her beim Bahnhof in Renchen
ein. Verwalter Streich verließ um 10.15 Uhr die Heilstätte mittels des Fahrrades
, zuvor noch einmal alle Räume des Hauses, auch Speicher und Keller, in der
Vorahnung dessen, was uns erwartet, durchgehend und gleichsam für immer von
ihnen Abschied nehmend, auf der Straße nach Oberkirch-Oppenau.

Am 02. Mai erhielt Herr Streich einen Passierschein nach Renchen, und er
ging zu Fuß nach Renchen zurück. Die Heilstätte war inzwischen abgebrannt
. Seinen Bericht hält er im Tagebuch fest:

Aber welch ein trostloser Anblick bot sich ihm dar: Vom Hauptgebäude standen
nur noch die Umfassungsmauern bis unter das frühere Dach. Das ganze Haus ist
völlig ausgebrannt. Das Nebengebäude und die verschiedenen Schuppen total ausgebrannt
. Im früheren Koksraum im Unterstock des Nebengebäudes glühte noch
eine Menge Koks. Das Wäldchen, zur Hälfte die schöne Eiche, eine der 2 schönen
Linden verkohlt oder ganz niedergebrannt, zusammen mit verschiedenen Obstbäumen
in der Nähe des Hauses. Das Stallgebäude war nur leicht beschädigt. Allein
das Dach wies größere Beschädigungen auf durch Granatsplitter, die Fenster waren
ebenfalls durch Granatsplitter größtenteils zerstört. Die Pappel am hinteren
Tor war, von einem Panzer gerammt, auf einen nahestehenden Apfelbaum umgelegt
. Im Garten fehlten die meisten der Frühbeetfenster ganz, die anderen waren
fast alle schwer beschädigt. Die Umfassungsmauern des Hauptgebäudes wiesen
etwa 15 Volltreffer durch Granaten auf, in der Hauptsache auf dem Ostteil des
Hauses. Der große Doppelkamin ragte weit über die Mauern hinaus anklagend
gen Himmel. Auch vom Nebengebäude stand noch der Kamin. Alte Holzteile der
beiden Häuser waren bis auf wenige Reste völlig verbrannt. Um die Häuser herum
Berge von Schuttmassen. Dasselbe im Innern des Hauptgebäudes . . . Die zwei im
Stall befindlichen Kühe waren vertrieben und, wie sich später herausstellte, zusammengeschossen
und verscharrt. Die 2 Schweine abgeschlachtet, die etwa 30
Hühner ebenso.

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