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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 635
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0635
Streich kehrte am 03. 05. wieder nach Oppenau zurück und konnte erst am 22. 05.
mit Frau wieder nach Renchen zurück, wo sie in der Futterkammer des Stallgebäudes
Unterkunft fanden. An Möbeln fanden sie vor, 1 Stuhl, sonst nichts. Die im
Stallgebäude den ganzen Krieg untergebrachten Heilstättenbetten (Matratzen,
Federbetten, Wolldecken) waren verschwunden. Was in den ersten Tagen der
Feindbesetzung nicht von den Franzosen zerstört oder geplündert wurde, fiel den
Polen und Russen zum Opfer, und was diese noch übrig ließen, wurde von der
Renchener Bevölkerung geplündert. Den Rest des noch vorhandenen Inventars
zerstörte das Feuer vom 29. und 30. 04.

Sämtliche Akten, das ganze Rechnungswesen, die schöne, große Heilstättenbücherei
gingen in den Flammen auf, soweit sie nicht zuvor der Plünderung
anheimfielen. Streichs richteten sich so langsam im Stallgebäude ein.

Herr Streich wohnte mit seiner Familie noch einige Jahre in den Resten des
Gebäudes. Er starb 1948 und ist auf dem Renchener Friedhof begraben.

6. Die neue Fachklinik

Die Heilstätte, die seit ihrer Gründung im Jahre 1905 genau 40 Jahre der
Behandlung Alkoholkranker gedient hatte, war zerstört; es stand nur noch
das ehemalige Stallgebäude, vom Hauptgebäude blieb die ausgebrannte
Ruine.

Für eine neue Heilstätte war zunächst kein Bedarf. Der Alkoholkonsum
hatte am Ende des Zweiten Weltkrieges seinen Tiefststand erreicht; nach
der DHS-Statistik lag der durchschnittliche Verbrauch an reinem Alkohol
pro Kopf der Bevölkerung 1950 bei 3,3 Liter (Deutschland West). Wirtschaftswundermäßig
ging es bergauf. Je höher der durchschnittliche Verbrauch
in einer Gesellschaft liegt, um so höher ist das Ausmaß der Alkoholschäden
und Suchtprobleme.

Die steigende Zahl der Alkoholkranken führte dazu, daß das Suchthilfesystem
wieder aufgebaut wurde. So hat der Badische Landesverband ab
1950 angefangen, die ersten „Kreistrinkerfürsorgestellen" einzurichten,
und 1954 wurde der Beschluß gefaßt, das Haus Renchtal wieder aufzubauen
. Am 04. 08. 1960 tagte der Badische Landesverband im Rathaussaal
in Renchen und befaßte sich ausschließlich mit dem geplanten Neubau.
1962 begann der Wiederaufbau; 1963 wurde das Haus eröffnet.

Im selben Jahr verlegte der Badische Landesverband seine Geschäftsstelle
von Karlsruhe nach Renchen. Der Grund dafür war die Einsicht in die Not-

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