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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 638
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Im Laufe der Jahre erfolgte ein Ausbau des therapeutischen Angebotes:
Gruppentherapie, Angehörigenseminare, Betriehsseminare, Verstärkung
der medizinischen Betreuung, Sporttherapie.

Parallel dazu erfolgte die bauliche Erweiterung:

Werkhalle 1967/68, Erweiterungsbau mit Schwimmbad 1975/76, Sporthalle
und Seminargebäude 1984, Druckerei 1988.

8. Abschließende Überlegungen

Wenn wir aus der heutigen Fachklinik auf die damalige Heil Stättenarbeit
zurückblicken, entdecken wir Gemeinsamkeiten und Unterschiede.

Gemeinsam ist z.B. die Auseinandersetzung um die Strukturierung des Tagesablaufs
(Hausordnung), die Betonung von gemeinsamen Unternehmungen
und Gestaltung von Festen. Bei genauerer Betrachtung zeigen sich jedoch
mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten.

Wo liegen die Unterschiede?

Wo früher der Hausvater als Zentralfigur alle Fäden in der Hand hatte, haben
wir heute das interdisziplinäre Team, in das jede Berufsgruppe ihre eigene
Kompetenz einbringt. Der Leiter hat in erster Linie für die Integration
dieser Ansätze zu sorgen. An die Stelle der Lebensgemeinschaft trat eine
professionelle Arbeit mit definierten Aufgaben.

Der wichtigste Unterschied liegt vor allem darin, daß wir heute von einem
anderen Menschenbild ausgehen. In der alten Heilstättenarbeit wurde der
Suchtkranke als ein labiler, schwacher Mensch gesehen, der sich selbst weder
Struktur noch Disziplin zu geben vermag. In der Heilstätte sollte er
Unterordnung, Pflichtbewußtsein, Selbstdisziplin und Verantwortungsgefühl
lernen. Die wichtigsten Heilfaktoren waren körperliche Arbeit und die
ansteckende Wirkung positiver Vorbilder, die dem Suchtkranken zeigen
sollten, wie er zu leben hat.

Diese moralisierende Grundhaltung der damaligen Hausväter, ihr Bewußtsein
der eigenen Vorbildlichkeit, und ihr Wissen darüber, was für den
Pflegling gut ist, sind aus heutiger Sicht schwer erträglich. Diese Einstellung
macht aber auch klar, welche politische Bedeutung ein Menschenbild
hat und welche politischen Anfälligkeiten (wenn man auf den Nationalsozialismus
schaut) damit verbunden sind.

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