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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 647
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0647
Die Muckenschopfer Gipsmühle
eine wirtschaftliche Episode.

Ludwig Uibel

Im Jahre 1807 erhielt der Muckenschopfer Bürger Christian Wahl die
behördliche Genehmigung, eine Gips-, Plauel- und Ölmühle zu erstellen.1
Er muß ein vermögender Mann gewesen sein, denn er gab an, in das Unternehmen
3000 Gulden gesteckt zu haben (seine Gegner meinten zwar, es
könnten nur 1500 Gulden gewesen sein). Er errichtete besagte Mühle am
linken, dem Dorf zugewandten Ufer der Acher, etwa 150 Meter unterhalb
der Acherbrücke, die vom Dorf in die Haselhurst führt. Gegen die neuerrichtete
Mühle erhob sich mehrfacher Widerstand, der von 1811 ab aktenkundig
wurde.

Die Gegnerschaft, gegen die Wahl sich wehren mußte, saß ausschließlich
in Lichtenau. Dort arbeiteten nach Kolbs Lexikon:2 '1 Mahl- und 1 Gipsmühle
, welche durch die Acher ... in Bewegung gesetzt wird, ferner 1
Hanfreibe, 3 Ölmühlen ... '.Es ist deshalb nicht zu verwundern, wenn seine
Gegner meinen: ... seine Mühle ist zu entbehren, denn in einem Bezirk
von V/4 Stunden sind 3 vorhanden. Damit waren wohl die Ölmühlen gemeint
. Seinen Widersachern hielt Wahl entgegen: ...es wäre ein Vorteil für
die umliegenden Gemeinden, den Gips aus der Nähe beziehen zu können.
Auch gäbe die wassergetriebene Ölmühle eine bessere Ausbeute als die
mit Pferdebetrieb. Die nächste derartige, fortschrittliche Ölmühle stünde
aber in Achern.

Der wohl wichtigste Gegner Wahls war der Lichtenauer Müller Andreas
Timeus. Er hatte im Jahre 1809 mit beträchtlichen Kosten in der oberen
Strieth (Herrschaftswald) einen 250 Meter langen Mühlkanal (den 2. Müllergraben
!) bauen lassen, um das zu geringe Wasser der Acher um einen
Teil des Wassers des Schwarzbachs zu vermehren.3 Durch die Stellfalle der
Gipsmühle war der regelmäßige Wasserzufluß zur Lichtenauer Mühle gestört
, da Wahl das Wasser oft auf Vorrat staute. - Durch den Kolbschen
Text wird außerdem deutlich, daß der Lichtenauer Müller sowohl die
Mehl- als auch die Gipsmühle durch sein Mühlrad antrieb, also bisher der
einzige Gipsproduzent der Gegend war. Die Gegnerschaft wegen der Konkurrenz
und die zweite wegen der Wasserkraft waren also in der Person
des Müllers Timeus vereinigt.

Seit alters her ist es nichts Besonderes, daß ein neuer Mann, der auf den

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