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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 662
(PDF, 129 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0662
keit einer Lösung innerdeutscher Konflikte
durch Ablenkung nach außen", sah es
Mittermaier als sein Ziel an, „den Deutschen
den Stolz und die Begeisterung zu
dem großen Vaterland" einzuflößen. Und
auch für Welcker war die - in diesem Fall
großdeutschc - Einheit unter Einschluß
Österreichs der große Wunsch.
Den Autoren ist es nicht nur gelungen,
von sieben Biographien her die allgemeine
Revolutionsgeschichte aufzurollen.
Darüber hinaus wird deutlich gemacht,
wie sich einzelne Akteure (stellvertretend
für viele andere) entwickelten, und wie
sie auf den Revolutionsverlauf reagierten:
Enttäuschung und Resignation bei Gervi-
nus, Mittermaier und Kapp; Kampf bis
zum Schluß bei Hagen; Etappe einer auch
nach der Revolution erfolgreichen Karriere
bei Höfken; radikale Wendung während
der Revolution vom überzeugten Anhänger
einer großdeutschen Lösung hin zum
Vertreter der kleindeutsch-preußischen
Staatsgründung bei Welcker; und ein
Lernprozeß, daß nämlich in der Politik
nicht das Wünschenswerte, sondern lediglich
das Mögliche erreicht werden kann
bei von Mohl. Die Konzentration auf sieben
Heidelberger „Gelehrte in der Revolution
" erweist sich hier als ein fruchtbarer
Ansatz, um heutigen Lesern die Konflikte
von 1848 plastisch vor Augen zu
führen. Dr. Wolfgang Reinbold

Planstadt Kurstadt Freudenstadt.
Chronik einer Tourismusstadt. Hg.
Stadtarchiv Freudenstadt mit Beiträgen
von Renate Adler, Klaus Heckmanns
, Maria Heidebrecht, Gerhard
Hertel, Jörg Johannsen-Reichert, Dagmar
Kraus, Susanne Quarthai, Bernhard
Sandherr, Karl Sängle, Jürgen
Schnurr, Ute Ströbele und Gerhard
Wein.

400 S. mit zahlreichen, z. T. farbigen
Abbildungen, Buchverlag G. Braun,
Karlsruhe 1999, DM 39,00.

Am 22. März 1599 steckte der württembergische
Baumeister Heinrich Schickhardt
auf der Hochfläche oberhalb der alten
Bergmannssiedlung Christophstal die
ersten Häuser einer neuen Stadt aus, die
Platz für 3500 Menschen bieten sollte.
Der Plan der von Herzog Friedrich I. gegründeten
Stadt, die später den Namen
„Freudenstadt" erhielt, ähnelte dem Brett
eines Mühlespiels: Jeweils fünf Häuserreihen
mit Quergassen bildeten insgesamt
ein Quadrat. Im Zentrum der Stadtanlagc
sollte ein Schloßbau stehen. Die Stadtkirche
wurde als Winkclhakenkirchc errichtet
, deren Langhäuser rechtwinklig aufeinandertrafen
. Gleich drei Beiträge des
Buches befassen sich mit dem Gründungszeitraum
. Der verdiente Freudenstädter
Stadthistoriker Gerhard Hertel
macht eindrucksvoll den gesamtpolitischen
Hintergrund der Stadtgründung
sichtbar. Freudenstadt war keine Erweiterung
der alten Bcrgbausicdlung Chri-
stophslal und wurde nicht für die Glaubensflüchtlinge
aus Tirol, Kärnten und
Krain gegründet, die seit 1601 Aufnahme
fanden. Vielmehr war die Stadtgründung
Freudenstadts Ausdruck einer neuen württembergischen
Westpolitik. Württemberg
hatte 1597 nach der Spaltung des Straßburger
Domkapitels in eine protestantische
und katholische Partei im Bündnis
mit Johann Georg von Brandenburg die
Hoheitsrechte über das Rcnchtal übernehmen
können und erhob Prätentionen auf
das Bistum Straßburg. Es schien sich die
Chance zu bieten, zu den linksrheinischen
Gebieten Württembergs, den Grafschaften
Mömpelgard und Horburg-Reichenweier,
eine Verbindung zu schaffen. Im großen
europäischen Zusammenhang strebte
Württemberg gemeinsam mit dem französischen
König Heinrich IV. die Bildung
eines antihabsburgischen Blocks an. Freudenstadt
sollte als neue Residenzstadt
Ausdruck der neuen Westpolitik sein. Der
Tod Friedrichs I. 1608 markierte jedoch
schon das Ende dieses ehrgeizigen Planes;
folglich wurde das Schloß nicht mehr ge-

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