Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 671
(PDF, 129 MB)
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Mit dem Buch wird natürlich vor allem
das optische Vergnügen angesprochen sowie
an die Entdeckerfreude appelliert. Daneben
wollen die sorgfältig ausgewählten
Bilder aber auch historische Informationen
vermitteln. Ekkehard Klem, als von
der Gemeinde beauftragter Autor und Bearbeiter
, hat dafür eine Vielzahl (im
ganzen 205 auf 207 Seiten) bemerkenswerter
und zum Teil auch amüsanter Aufnahmen
zusammengestellt, die das Durchblättern
dieses ersten Bandes äußerst unterhaltsam
machen. Die Zusammenstellung
wird zudem unterstützt durch die
hervorragende Arbeit des Verlags (Ernst
Kaufmann, Lahr), dem es gelungen ist,
die historischen Aufnahmen in glänzender
Qualität zu reproduzieren.
Mit dem Bildband soll u.a. auf anschauliche
Weise die bauliche Gesamtentwicklung
der genannten Dörfer gezeigt werden
. Diese Absicht ist schon gleich am
Anfang des Bandes gelungen umgesetzt,
wo man drei erstaunliche Dorfansichten
Friesenheims aus der Zeit um 1880 und
dabei fast ungläubig die damals vorherrschende
Urwüchsigkeit der Straßenzüge
betrachten kann (S. 11-13). Die architektonischen
Veränderungen einzelner markanter
Bauten wie z.B. des Friesenheimer
Rathauses (S. 20-22) oder der Oberweierer
Zigarrenfabrik Geiger (S. 121-125)
werden ebenso gewürdigt wie die charakteristischen
Elemente von dörflichen Privathäusern
dieser Jahre.
Im Mittelpunkt stehen aber immer wieder
die Menschen selbst. Dem damals noch
seltenen Medium Fotografie entsprechend
haben sich die Dorfbewohner/innen für
die jeweiligen Fotos fast ausnahmslos bewußt
der Kamera gegenübergestellt. So
bekommt man bei den Gruppenaufnahmen
immer wieder ähnliche Motive und
Ereignisse zu sehen: Schulklassen, Fabrikarbeiter
/innen, Vereinsfeste oder Glockenweihen
.

Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei
m.E. der Umstand, daß diese historischen
Aufnahmen auf eigentümliche Weise
der individuellen Würde der einzelnen
im Bild festgehaltenen Personen zu entsprechen
vermögen. Hier sticht insbesondere
ein Bild des Kirchenchors der katholischen
Pfarrei Friesenheim und Heiligenzell
aus dem Jahr 1880 heraus (S. 38). Zu
sehen ist hier nicht eine uniforme Gruppe,
sondern zu bestaunen sind 17 unterschiedliche
Charaktere, über deren Gesichtszüge
man ins Nachdenken kommt.
Ein Beispiel für den Blick auf unscheinbare
Details: aus heutiger Sicht geradezu
sportliche Bewunderung für die dort abgebildeten
jungen Männer möchte man aufbringen
, wenn man sieht, auf welch unvorteilhaftem
Geläuf die ersten Vereinsfußballer
in Oberweier der Lederkugel
hinterherjagen mußten (S. 116 f.). Im Bild
festgehaltene „gender history" gibt es hingegen
auf S. 98 zu sehen: weibliche und
männliche Roilenzuschreibungen, die in
Kleidung und Gestus schon im Kindesalter
ausgeprägt sind.

Man könnte diese Liste der bemerkenswerten
Personenaufnahmen noch lange
weiterführen.

Der Band ist in Abschnitte zu den einzelnen
Ortsteilen gegliedert, wobei die Kerngemeinde
Friesenheim gegenüber den Orten
Heiligenzell, Oberweier, Oberschopfheim
und Schuttern etwas überrepräsentiert
ist. Desweiteren hat der Bearbeiter
verschiedene inhaltliche Themen aufgegriffen
, die er mit kurzen Einleitungen
und sparsamen Bildbeschreibungen umsetzt
.

Einen besonderen Schwerpunkt nimmt im
Abschnitt über die Kerngemeinde das
Bildmaterial über das Leben der Religionsgemeinschaften
bzw. über die „Friesenheimer
Kirchen" ein.
Dieser Punkt weist nun aber gleichzeitig
auf die große inhaltliche Schwäche dieses
Bandes. Während nämlich die Geschichte
der katholischen sowie der evangelischen
Kirchengemeinde Friesenheims einen gebührenden
Platz in der Dokumentation
zugesprochen bekommen, fehlen Hinweise
auf die Existenz der jüdischen Gemein-

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