Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 676
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0676
Karl-Heinz Lutz, Das badische Offizierskorps
1840 bis 1870/71. Veröffentlichungen
der Kommission für Geschichtliche
Landeskunde in Baden-
Württemberg: Reihe B, Forschungen;
Band 135. 390 S., Kart., DM 64-, Verlag
W. Kohlhammer Stuttgart 1997.
Die Militärgeschichte ohne politische
Hintergedanken gewinnt wieder an Reiz,
das jedenfalls signalisiert die Dissertation
von Karl-Heinz Lutz, die, angeregt von
Prof. Dr. Hans Frenskc, 1990/91 an der
Albert-Ludwig-Universität in Freiburg
fertiggestellt wurde. Der Autor hat den
nach der „quantitativen" Methode verfaßten
Text für die Buchausgabe einem breiteren
Publikum zugänglicher gemacht,
trotzdem halten die auch in zahlreichen
Tabellen aufbereiteten Fakten genügend
Anforderungen an die Leser bereit. Die
Erkenntnisse, die sie gewinnen, gleichen
die Mühe aus.

Im Mittelpunkt steht zunächst nur die
Fühlungsgruppe der badischen Armee.
Lutz berichtet über ihre soziologische und
landsmannschaftliche Zusammensetzung,
Konfessionszugehörigkeit der einzelnen,
er listet allgemeine Dienstverhältnisse auf
und militärische Einsatzmöglichkeiten,
beschreibt die Bindung der Offiziere an
das Land und ihre Weitläufigkeit. Ein besonderes
Kapitel widmet er den allgemeinen
Wertvorstellungen, dem Politikverständnis
und dem literarischen Bildungsstand
.

Von den bemerkenswerten Ergebnissen
seien nur wenige wiederholt: Seit den Napoleonischen
Kriegen verstärkte sich der
Anteil der Offiziere bürgerlicher Herkunft
gegenüber den Adeligen, auch weil in Baden
wie kaum in einem anderen Bundesland
Unteroffiziere in den höheren Stand
aufsteigen konnten. Zahlenmäßig überwogen
Offiziere aus dem Mitlelrheinkreis
um Karlsruhe jene aus allen anderen
Gebieten, wie auch mehr evangelische
Landeskinder die Laufbahn wählten als
katholische. Der badische Offizier blieb
nicht mit Scheuklappen in der eigenen

Bcrufswclt stecken. Die Inventarlisten von
Regiments- und Privatbibliotheken beweisen
es. Neben der Fachliteratur, zu der
auch die großen Geschichtswerke zählten,
standen deutsche, französische und sogar
spanische Klassiker, aber keine Trivialromane
. Obwohl der Verfasser darauf verzichtet
, die Haltung des Offizierskorps
während der badischen Revolution „erschöpfend
" zu behandeln, liefert er zahlreiche
Informationen zum Thema, bildet
doch 1848/49 der tiefe Einschnitt in der
Militärpolitik, der zu einer umfangreichen
Reorganisation führte. Und in einem eigenen
Kapitel untersucht Lutz Desertation
(besonders viele Offiziere aus dem Unter-
offiziersstand liefen zu den Freischärlern
über, während die Adeligen emigrierten)
militärisches Versagen, Strafverfolgung
und interne Aufarbeitung der Ereignisse.
Die Geschichte des Offizierskorps war
eingebettet in die Geschichte der ganzen
Armee, diese wiederum in die Entwicklung
von Bevölkerung und Wirtschaft.
Lutz trägt diesem Rahmen ausführlich
Rechnung und bietet auf diese Weise
wertvolle Grundlagen zur Erforschung
auch lokaler Verhältnisse während dreißig
wichtiger Jahre des letzten Jahrhunderts.

Karl Maier

Wolfgang Reinbold, Mythenbildung
und Nationalismus. „Deutsche Jakobiner
" zwischen Revolution und Reaktion
(1789-1800), Freiburger Studien zur
Frühen Neuzeit, Bd. 3, hrsg. v. Volker
Reinhardt, Bern, Berlin 1999, 319 Seiten
.

Das Entschlüsseln und Dekonstruktieren
von Mythen gehört zu den anspruchsvollsten
und gleichzeitig aufregendsten Aufgaben
eines Historikerlebens. Wer die bei
Prof. Volker Reinhard abgelegte Dissertation
des Offenburger Historikers Wolfgang
Reinbold in die Hand nimmt, kann
sich auf einige Irritationen gefaßt machen.

676


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0676