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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 678
(PDF, 129 MB)
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Und so überrascht Reinbolds Erkenntnis
nicht, daß die Liebe der deutschen Linksintellektuellen
zum revolutionären Frankreich
nur von kurzer Dauer war. Nach der
ersten Begeisterung über die Ereignisse
von 1789 wandten sich diese wieder entsetzt
von ihr ab. Insbesondere die Politik
der französischen Jakobiner und ihre
Bündnispolitik mit den sozialen Unterschichten
stieß bei den linken deutschen
Bildungsbürgern auf Unverständnis und
Entsetzen.

Statt dessen konzentrierte sich die deutsche
Linke auf das Zerstäuben von
Pathos, Verbalradikalismus und Personenkult
. Diese drei ideologischen Grundkonstanten
der republikanischen Metaphorik
deutet Reinbold als „Ausdruck einer unzulänglichen
politischen Einsicht".
Wolfgang Reinbolds Studie zu den „deutschen
Jakobinern" ist ein Lehrstück politischer
Ideologiekritik. Ein schonungsloser
Ansatz verknüpft der Historiker virtuos
mit seinem wissenschaftlichen Handwerk.
Tatsächlich erreicht er dabei unbeschadet
sein Ziel. Uns Lesern bleibt nichts weiter,
als Abschied zu nehmen von einem liebgewonnenen
politischen Begriff.

Dr. Wolfgang M. Gall

Walter Ernst Schäfer: Die satirischen
Schriften Wolfhart Spangenbergs, Tübingen
1998. Niemeyer, Untersuchungen
zur deutschen Literaturgeschichte,
Band 94.

Wolfhart Spangenberg, geboren um 1570
in Mansfeld, gestorben 1636 in Buchenbach
, Sohn des Theologen und Liederdichters
Cyriacus S„ lebte von 1595 bis
1611 in Straßburg, wo er sich dem Meistersang
anschloß, Schuldramen für das
Straßburger Akademietheater schrieb und
satirische Tierepen verfaßte, denen W. E.
Schäfers Studie gilt.

Im Mittelpunkt seiner Untersuchung, die
auf der 1978 von Andräs Vizkelety erstellten
Gesamtausgabe von Spangenbergs

Werken basiert, steht das 1625 anonym
erschienene Prosawerk „EselKönig". Neben
einer Analyse von Spangenbergs Motivation
und Zielsetzung in dieser Satire
auf Rosenkreuzer und Pansophisten stellt
Schäfers Studie den „EselKönig" in den
Zusammenhang seiner voraufgegangenen
satirischen Schriften „Deß Flohes Strauß
mit der Lauß", „Lob der Mucken" und
„GanßKönig", öffnet darüber hinaus aber
auch den Blick auf die dichte Serie oberrheinischer
Satiren zwischen Sebastian
Brant, Johannes Fischart und J.M. Mo-
scherosch.

Ein eigenes Kapitel ist den beiden Straßburger
Verlegerfamilien Jobin und Caro-
lus gewidmet, denn Spangenberg war
während seiner Straßburger Zeit von 1595
bis zu seiner Anstellung als Pfarrer in
Buchenbach an der Jagst im Jahr 1611
Verlagslektor und Hausautor von Johannes
Carolus. Als dieser in der ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts den Verlag von Bernhard
und Tobias Jobin übernahm, führte
Spangenberg Fischarts bei Jobin erschienenes
literarisches Werk fort, indem er
1610 dessen „Flöh Hätz, Weiber Tratz"
neu herausgab und durch das pseudo-
lukianische „Lob der Mucken und eingemischtem
Deß Flohes Strauß mit der
Lauß" erweiterte.

Spangenbergs wichtigste satirische Schriften
, das 1607 bei Carolus erschienene
Versepos „GanßKönig" und der 1625 im
gleichen Verlag erschienene „EselKönig",
müssen, laut Schäfer, in einer Reihe mit
jenen Ergänzungen zu Fischarts „Flöh
Hätz, Weiber Tratz" gesehen werden, sind
sie doch Fragmente eines weit ausgreifenden
Publikationsplans Spangenbergs, einer
Tetralogie von Tierepen, den dieser
aber nur zum Teil realisieren konnte.
In seiner Interpretation des Versepos'
„GanßKönig" weist Schäfer darauf hin,
daß es sich dabei um eine Gclcgenheits-
dichtung handelt, um eine Folge von
sechs Vorträgen in Knittelversen, die
Spangenberg in den Jahren 1601-1607
zum Fest der Martinsnacht vor Freunden

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