Freiburger historische Bestände - digital

sind in diesem Band mit ihren wichtigsten
, aber beispielhaften Quellen erfaßt.
Schwerpunkt ist natürlich das Mittelalter
mit der Entstehung der Städte, ihrem
Stadtrecht und ihrer Entwicklung. Stadtverwaltung
und Stadtregiment, die städtische
Gesellschaft sowie deren wichtigste
Einrichtungen und Bauwerke werden in
Texten, Plänen und Ansichten lebendig.
Kultur und Geisteswissenschaften vom
15. bis 18. Jahrhundert werden beispielhaft
angerissen und dargestellt.
Die Zeit der Erbfolgekriege des 17. und
18. Jahrhunderts wird in verschiedensten
Dokumenten deutlich.
Ein umfangreiches Kapitel ist dem Vormärz
und der Revolution von 1848/49 gewidmet
, weil in dieser Zeit schlichtweg
Bedeutendes in der Ortenau und in den
Städten geschah.

Ein weiterer Schwerpunkt ist der NS-Dik-
tatur, dem 2. Weltkrieg und der Nachkriegszeit
vorbehalten. Gerade dieser Teil
regt zum intensiven Nachdenken und zum
weiteren Forschen an, denn - und dies ist
ein beschwörender Appell des Verfassers
- denn dieses Geschehen darf nicht verdrängt
oder gar vergessen werden.
Reichhaltig ist also das Material. Es läßt
sich aber auch leicht erschließen, denn dazu
sollte man die umfassenden Register
nutzen. Literatur- und Abbildungsverzeichnis
runden dieses eindrucksvolle, informative
und zugleich spannende Werk
ab.

Es fordert dazu heraus, Vergleiche und
weitere Informationen aus Band 1 und 2
heranzuziehen und darauf zu hoffen, daß
in Band 4 noch mehr über Industrie, Alltag
, Fest und Brauch zu erfahren ist. Dann
wird das schon jetzt sehr fassettenreiche
Bild der Ortenau in diesen drei Bänden
zugleich farbenreich und noch lebensnaher
. Dr. Dieter Kauß

Max Dugrillon (Hg.), Joachim Kupferer
, der Vogt zu Erlach, Jahrbuch eines
Zeitzeugen des frühen 19. Jahrhunderts
. Mit Worterklärungen des Herausgebers
. Achern 1998. Broschiert
16,80 DM. (Max Dugrillon, Am Wald 3,
77855 Achern)

Es ist heute selten, daß sich noch bisher
unbeachtete, aber wertvolle Quellen in
dörflichen Archiven aufspüren lassen.
Max Dugrillon gelang solch ein Fund. Er
entdeckte im Pfarramt Erlach die Erinnerungen
des Vogtes Kupferer und legte sie
der Öffentlichkeit vor.
Die Chronik umfaßt die Jahre von 1789
bis 1870 und dürfte um 1812 begonnen
worden sein. Sie entspricht den Aufzeichnungen
katholischer Pfarrer, die mehr
oder weniger lückenhaft das 19. Jahrhundert
über geführt wurden. Kupferers Text
hat einige Vorzüge, er beschreibt jedes
Jahr der genannten Zeit, berücksichtigt
neben dem örtlichen Geschehen bedeutende
Ereignisse der Wcltpolitik, bleibt nicht
beim nüchternen Bericht stehen, sondern
beurteilt von seiner bäuerlichen Warte
aus, was um ihn herum geschieht. So entstand
eine informative Alltagsgeschichtc
„von unten". Die hilflose Abhängigkeit
der ländlichen Bevölkerung von Klima
und Wetter wird dargestellt mit Entwicklungen
, die jeder Erfahrung spotten. Besonders
die Reben beobachtet er jedes
Jahr genau, denn „ein gutes Weinjahr
bringt Wohlstand, ein schlechtes Übelstand
". Er klagt über den Niedergang der
Moral, kritisiert die moderne Eisenbahn,
weil sie durch den Verlust traditioneller
Arbeitsplätze Armut über die Dörfer
bringt, gibt voller Abscheu Greuelnachrichten
von den Kriegsschauplätzen wieder
. Während der badischen Revolution
ergreift er Partei für die Empörer.
An vielen realistischen Schilderungen
macht Kupferers Chronik als typische Beschreibung
des ländlichen Lebens in der
Ortenau Grundlagen des politischen Verhaltens
unserer Vorfahren verständlich.

Karl Maier

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