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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 99
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Laute, Formen, Wörter, Sprachen

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Ettlingen mit einem Zipfel bis in das obere Alb- und Pfinztal hinein. Die
Karte zeigt deutlich das Vordringen des Schwäbischen auf die Schwarzwald
-Randplatten und des Fränkischen auf die nördlichen Enzhöhen und
Schwarzwald-Randplatten.

Abgrenzungsmerkmal des Südalemannischen bzw. Hochalemannischen
gegenüber den anderen Mundartlandschaften ist die Kind-Chind-Lime.
Während in den Breisgauer Mundarten, in den Mundarten des mittleren
Schwarzwaldes und in den Baarmundarten der (behauchte) Verschlußlaut
k(h)- am Wortanfang (vor Vokal) erhalten blieb - hier sagt man wie im
Neuhochdeutschen Kind -, wurde er im Südalemannischen zu ch-, also
Chind, verschoben. Der Sprachhistoriker B. Boesch datiert den Beginn dieser
sogenannten k-Verschiebung in das 6. Jahrhundert. Als Ausgangspunkt
dieses Lautwandels nimmt er den elsässischen Sund- und den oberrheinischen
Breisgau, die Baar und den Hegau zum Zeitpunkt des Aufbruchs der
Alemannen in die Schweiz an. Als Abgrenzungskriterium des Schwäbischen
gegenüber den anderen alemannischen Mundartlandschaften gilt die
Iis-Eis-Luäe. Während die anderen alemannischen Mundarten an der mittelhochdeutschen
Aussprache der langen i, iu und ü festhielten, übernahmen
die Schwaben und Südfranken die aus dem Bairischen eindringende
Neuhochdeutsche Diphthongierung. Im Schwäbischen werden seit dieser
Zeit Wörter wie ,Eis', ,Haus', ,Leute' mit Zweilaut gesprochen, also Eis,
Hous, Leit, im Südfränkischen hat sich dieser Diphthong zu Ais, Haus, Lait
geöffnet. Im übrigen alemannischen Sprachgebiet gilt (alter) langer Monophthong
(= Einlaut) Iis, Huus, Liit, soweit nicht Kurzvokal eingetreten
ist. Die Grenze des Schwäbischen zum schwäbisch-fränkischen Übergangsbereich
wird gebildet durch die verschiedenen Aussprachen des Wortes
,breit', welches von Pforzheim bis Calw als brait, wenige Kilometer
südlich (und von dort bis an die Wutachgrenze) bereits in charakteristisch
westschwäbischer Weise als broat gesprochen wird. Während der aufmerksame
Zuhörer in der alten Römerstadt Pforzheim am Zusammenfluß von
Würm, Enz und Nagold, die als „Pforte zum nördlichen Schwarzwald"
gilt, schon die fränkischen Lautungen gee für ,gehen' und Fraa für ,Frau'
vernimmt, wird selbiger in Calw die typisch schwäbischen Formen gau
und Frau zu hören bekommen (KDS 60). Das schwäbisch-fränkische
Übergangsgebiet trennt sich endgültig vom Schwäbischen mit der Brua-
der-Bruuder-L'mie, die auch als Neuhochdeutsche Monopthongierungslinie
bezeichnet wird. Im Südfränkischen spricht man also die Einlautform
Bruuder, im Alemannischen (d. h. hier zunächst im Oberrhein-Alemannischen
und Schwäbischen) dagegen die Zweilautform Bruader. Das in den
Nordschwarzwald hineinragende südfränkische Dreieck wird also sowohl
charakterisiert durch die Neuhochdeutsche Diphthongierung wie auch
durch die Neuhochdeutsche Monophthongierung.


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