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Weißenbach: ein abgegangener Ort zwischen Nußbach
und Zusenhofen (Oberkirch)
Karl Ebert
Eine rätselhafte Erzählung wurde in Zusenhofen überliefert und unter die
Sagen eingereiht: die Sage von der „untergegangenen Stadt Wiesenbach".
Da sie nur zwei Sätze umfaßt, soll sie hier vollständig zitiert werden:
„Zwischen Nußbach und Zusenhofen ist vor Jahrhunderten eine Stadt gelegen
, Wiesenbach. In einem Krieg wurde sie zerstört, so dass kein Stein
mehr auf dem andern blieb."' Aus Nußbach stammt die Version, diese
Stadt sei „in einer großen Flut versunken", weil die Bewohner in frevelhafter
Weise ausgehöhlte Brote als Schuhe benutzt hätten.2
Diese Sagen haben wie so oft einen wahren Kern. Während der Bach
1303 erstmals erwähnt wird, taucht tatsächlich bereits ab 1347 ein Ort
„Wissenbach" über vier Jahrhunderte hinweg immer wieder in verschiedenen
Urkunden auf. Von einer Stadt kann allerdings nie eine Rede sein. Die
Größe pendelt zwischen einem einzelnen Hof und einer kleinen Siedlung
von wenigen Höfen. Bereits 1347 ist in einem Zehntberain von Allerheiligen
ein Johannes Krafft von „Wissenbach" mit seiner Tochter Katterina im
Zusammenhang erwähnt, ebenso ein Albertus Löbilin.3 In dieser Urkunde
taucht auch erstmals ein Gutleuthaus in Weißenbach auf („zu der gut lut
huselin von wissenbach"). Es liegt an der Straße in Richtung Oberkirch im
Sumpfgebiet. Im Mittelalter wurden solche Häuser für Aussätzige und
„Sondersieche" gern an relativ sicherem Ort gebaut.4 Leider erfahren wir
nichts Genaueres über dieses Haus. Es könnte jedoch durchaus der früheste
Vorläufer der Gutleut-Stiftung in Oberkirch sein.
Auch im einzigen Salbuch der Grafen von Eberstein von 1386, dem
frühesten im Renchtal, erscheint „Wißenbach" in zwei Einträgen: Der
Staufenberger Wersich Bogk hat vier Jauchert Feld als Lehen in der „Au"
zwischen Nußbach und Weißenbach („4 iuch velds in der owe zwischent
Nußbach und wißenbach ").5 An Hand dieser Belegstelle läßt sich die genaue
Lage von Weißenbach aufzeigen: Nordöstlich von Nußbach befindet
sich auch heute noch das Gewann „Au" und unmittelbar im Anschluß daran
das Gewann „Weisenbach" südlich der Bundesstraße 28 und westlich
der Brücke der Straße von Nußbach nach Müllen in der Nähe der Gemarkungsgrenze
mit Zusenhofen. Auch das östlich daran angrenzende Nußbacher
Gewann „Schwarzacker" taucht im Namen einer „Schwarzackergass"
direkt bei Weißenbach auf, diesmal in einer Erneuerung der Güter der Herren
von Fleckenstein um 1625 („ein acker velds und drei Jeuch Brach-
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