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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 139
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Das Dorfbuch von Oberachern

139

Neben der Niederschrift von der Dorfordnung gegen Ende des 15. Jahrhunderts
und einzelner Nachträge wurden auch wichtige Vorkommnisse und
Nachrichten im Dorfbuch dokumentiert, um diese nicht nur der Nachwelt
zu erhalten, sondern gegebenenfalls auch bei Streitfragen darauf zurückgreifen
zu können. Beste Beispiele dafür sind der Bericht über die illegale
Einfassung des Mühlbaches 1788 durch den damaligen „Löwen"-Wirt, um
dadurch spätere Ansprüche an die Gemeinde zu verhindern,20 und der Vergleich
zwischen Kappelrodeck und Oberachern über den Eichwald im Jahre
1492. Leider ist dessen Text nicht vollständig erhalten, so daß das Dorfbuch
von Unterachern zu Rate gezogen werden muß, um diese Vereinbarung
vollständig zu haben.21 In dieser Abmachung wurde genauestens geregelt
, in welchem Umfang die Bürger beider Gemeinden den Eichwald für
die Schweinemast nutzen dürfen, und die Vertreter der jeweiligen
Landesherrschaften bestätigten den ganzen Sachverhalt abschließend durch
ihre Unterschriften.

Wie in ganz Europa, machte der Hexenwahn des ausgehenden Mittelalters
auch vor dem Gebiet des Gerichtes Achern nicht Halt. War es noch
wenige Jahre zuvor im benachbarten bischöflich-straßburgischen Territorium
, als die Brandstifterin von Mosbach (1555) „dein volgendts (Jahr)
auch mit demfewr zu Ulm gericht worden ", so gab es im Jahre 1562 auch
in Niederachern eine Hexenverbrennung, von welcher uns das Dorfbuch
berichtet. Und leider ist diese Passage nicht die einzige, in welcher im
Gerichtsort Niederachern der Feuertod im Mittelpunkt des Geschehens
steht: Insgesamt viermal erzählt es uns in den nachstehenden Auszügen
von den Verbrechen, welche im Namen des christlichen Glaubens angerichtet
wurden; drei davon in Niederachern zwischen 1562 und 1572, denen
17 Menschen zum Opfer fielen (15 Frauen, zwei Männer). Der Vierte
ist aber der schlimmste und fand wohl auch deshalb seinen Platz darin:
Die Verbrennung von 62 Hexen im heute württembergischen Wiesensteig
. Diese Begebenheit in Wiesensteig war so schockierend, daß sie sogar
ihren Weg vom Ort des Geschehens bis ins Achertal gefunden hat
(diese wie auch die anderen Nachrichten aus weit entfernten Landstrichen
waren wahrscheinlich Erzählungen von Kaufleuten, Hanfhändlern
oder anderen Reisenden).

1) In genandem Jar worden zu Niderachern 6 Hexen inn dem
Feyher gericht zu sampt fierrn die jn Branger gesteh, mit Kritzen
gebrandt und deß Lands verwißen worden.

2) Anno 70 worden 2 Man un 4 Zauberin zu Underachern inn dem
Feyher gericht.

3) Hernoch 72 worden wider zu Achern 5 Zauberinen verprandt
und jm Rauch verschickt.


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