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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 208
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Ulrich Coenen

bald durch, an dem 1882 durchgeführten Wettbewerb für das Reichstagsgebäude
in Berlin und der anschließenden Realisierung durch Paul
Wallot 1884-94 läßt sich der Übergang zum Neubarock gut verfolgen. Diese
Entwicklung ist auch bei den Badehäusern zu beobachten. Das Friedrichsbad
, als erster Vertreter der Badepaläste in Deutschland, orientiert sich
an den Formen der italienischen Hochrenaissance, Josef Dürrn errichtete
das Augustabad eineinhalb Jahrzehnte später in einem Übergangsstil zwischen
Neurenaissance und Neubarock.

Der Grundriß des Friedrichsbades ist streng achsialsymmetrisch aufgebaut
. Er lehnt sich an die Vorbilder Caracallathermen und Diokletiansthermen
in Rom an, verzichtet aber auf die Palästra. Die Parallelen zwischen
den Hauptgebäuden der beiden großen Kaiserthermen und dem Friedrichsbad
sind aber, abgesehen von der Anpassung an die Hanglage, verblüffend
. Beide Kaiserthermen besitzen eine Symmetrieachse mit Natatio,
Tepidarium und Caldarium, um die sich spiegelbildlich die Nebenräume
gruppieren. Eine solche Symmetrieachse hat auch das Friedrichsbad mit
Vestibül, Treppenhaus, Thermal-Bewegungsbad und Wildbad des Gesellschaftsbades
. Außerdem sind den Breitseiten der Kaiserthermen ebenso
wie denen des Friedrichsbades Apsiden vorgelagert, in denen in Baden-Baden
die Ruheräume des Gesellschaftsbades untergebracht sind. Der quadratische
Baukörper mit dem kreisrunden Bewegungsbad steht sowohl
ideell als auch geometrisch im Zentrum der Anlage. Nach dem Vorbild des
Caldariums der Caracallathermen trägt der durch acht Blendbögen auf korinthischen
Säulen gegliederte Raum eine 17,5 Meter hohe Kuppel. Das
Bewegungsbad hat eine quadratische Grundrißform mit einer Seitenlänge
von zehn Metern mit einer Nische in jeder Ecke, so daß ein kreisförmiger
Raumeindruck entsteht.

Die Kuppel ist eine Gewölbeform, die ursprünglich aus dem römischen
Thermenbau stammt. Frühe erhaltene Denkmäler sind die Kuppel der Sta-
bianer Thermen in Pompeji (ca. 100 v. Chr.) und die bereits erwähnte Kuppel
des sogenannten Merkurtempels in Bajae (ca. 50 v. Chr.). In der Kaiserzeit
fand die Kuppel Eingang in die Sakralarchitektur. Das bedeutendste
Beispiel ist das Pantheon in Rom, ein kreisrunder Tempel mit Säulenportikus
, der zwischen 118 und 128 n. Chr. entstand.37 Die Ähnlichkeit mit den
monumentalen Kuppeln der großen Thermen legte im 19. und im frühen
20. Jahrhundert die Vermutung nahe, das Pantheon habe ursprünglich
ebenfalls als Thermensaal gedient.58 Auch Dernfeld hat diesen größten
Zentralbau der Antike für einen erhaltenen Raum der bereits erwähnten
Agrippa-Thermen gehalten. So schuf er in Baden-Baden ein überkuppeltes
Bewegungsbad nach dem Vorbild des Pantheon. Dabei übernahm der Architekt
die Kassettendecke der Kuppel, das kreisrunde Oberlicht in deren
Zentrum und den zweigeschossigen Wandaufriß des Innenraums. Abgesehen
von diesen Gemeinsamkeiten sind auch Unterschiede erkennbar, die


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