Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 209
(PDF, 140 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2001/0209
Baden in Baden-Baden

209

verdeutlichten, daß es neben dem Pantheon andere Einflüsse gab. Die
Grundrißform dieses römischen Tempels ist ein Kreis mit einer lichten
Weite von 43,3 Metern, die exakt der Höhe entspricht. Das Bewegungsbad
in Baden-Baden hat hingegen eine quadratische Grundrißgestalt und sehr
viel steilere Proportionen; es ist mehr als eineinhalb Mal so hoch wie breit.
Außerdem wird das Untergeschoß im Inneren des Kuppelraums nicht
durch Säulen, die einen Architrav tragen, sondern durch rundbogige Arkaden
gegliedert.

Während in römischen und byzantinischen Kulturkreisen großartige
Kuppeln entstanden, war diese Gewölbeform im Mittelalter wenig bedeutend
. Erst in der Renaissance wurden, angeregt durch das Pantheon, wieder
große Kuppelbauten errichtet, wobei Filippo Brunnelleschi mit der 1419
begonnenen achtseitigen Polygonkuppel des Florentiner Doms den Anfang
machte.39 Höhepunkt dieser Entwicklung ist die ab 1547 von Michelangelo
geschaffene Kuppel des Petersdoms in Rom.60 Nach dem Vorbild von
Florenz beschreibt das Gewölbe nicht wie im Pantheon eine Halbkugel,
sondern ist parabolisch überhöht. Grundriß ist in St. Peter nicht der Kreis,
sondern das Quadrat, auch erhebt sich die Kuppel nicht über einem Architrav
, sondern über mächtigen Rundbögen.

Die Parallelen zwischen der Peterskirche und dem Friedrichsbad sind
unübersehbar, was keineswegs verwundert, weil das Bauwerk in Baden-
Baden im Stil der italienischen Hochrenaissance errichtet wurde. Dernfeld
lernte die Denkmäler in Rom und Florenz im Rahmen seiner Italienreise
kennen und schuf mit der Kuppel des Friedrichsbades ein Gewölbe, das
eine Synthese der Kuppeln des Pantheons und des Petersdoms darstellt.
Die innere Gewölbeschale in Baden-Baden wird von einem fensterlosen
Tambour ummantelt, darüber erhebt sich ein Kuppeldach. Der Architekt
hat dieses stark überhöht, um die Silhouette der Kuppel auch im Außenbau
sichtbar werden zu lassen; dies ist seit dem Barock gebräuchlich. Bedeutende
Vorbilder sind die St. Pauls-Kathedrale in London (1675-1710) und
der Invalidendom (1680-91) sowie das Pantheon (1757-90) in Paris.61 Die
ursprüngliche, auf historischen Ansichten62 überlieferte Gestaltung des
heute glatten Kupferdachs in Baden-Baden orientierte sich am römischen
Beispiel; wie bei St. Peter gliederten Rippen die Dachfläche. Die Felder
dazwischen waren mit jeweils einer Raute gefüllt, eine Reminiszenz an die
kleinen Fensteröffnungen in der Kuppel des Petersdoms.

Das Friedrichsbad mit seinen drei bergwärts gestaffelten Baukörpern hat
eine ausgesprochen belebte Dachzone mit einer Flachkuppel über dem Mittelrisalit
der Hauptfassade und zwei Ecktürmen mit vierseitigen Zeltdächern
an der dem Marktplatz zugewandten Nordseite. Die querrechteckigen
Dachaufbauten mit Satteldach über dem mittleren Baukörper besitzen auf
die Hauptfassade bezogene halbrunde Fenster, die nach dem Vorbild der römischen
Kaiserthermen als Oberlichter für das Gesellschaftsbad dienen.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2001/0209