Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 210
(PDF, 140 MB)
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Ulrich Coenen

In Anlehnung an die Paläste der italienischen Hochrenaissance hat die
Hauptfassade (Südseite) des Friedrichsbades am Römerplatz ein einfaches
Untergeschoß und ein aufwendiges Obergeschoß. Sie ist durch einen
triumphbogenartigen, dreigeschossigen Mittelrisalit und Eckrisalite gegliedert
; das Untergeschoß über rustiziertem Sockel wird durch Rundbogenfenster
zwischen Pilastern, die im Bereich der Seitenrisalite gekuppelt
sind, in fünf Achsen je Seite geteilt. Alternierend bossiert und glatt behandelte
Werksteinbänder bestimmen das Erscheinungsbild dieses Stockwerks
. Darüber erhebt sich das Hauptgeschoß, das die Formensprache der
Trinkhallen aufgreift. Es besitzt eine übergreifende, verglaste Arkatur mit
vorgelegten korinthischen Säulen. In den Bogenzwickeln der reich gegliederten
Fassade befinden sich zwölf Porträtmedaillons (zwei weitere an der
Ostseite) und zwei Figurennischen, die Raum für ein umfangreiches ikono-
grafisches Programm geben, das durch Inschriften ergänzt wird. Die Reliefs
der Porträtmedaillons wurden von Kern und Kaffenberg in Baden-Baden
ausgeführt63 und zeigen mehr oder weniger willkürlich ausgewählte
Herrscher und Gelehrte, die für die Entwicklung des Bäderwesens allgemein
bzw. für die Geschichte der Stadt von Bedeutung waren: die römischen
Kaiser Hadrian und Marcus Aurelius Antonius (genannt Caracalla),
Frankenkönig Dagobert, Ratfried, Abt von Weißenburg, Christof I., Markgraf
von Baden, Karl Friedrich, Großherzog von Baden, den Arzt
Hyppokrates, den Arzt und Naturwissenschaftler Philippus Theophrastus
Paracelsus, den Humanisten, Arzt und Mineralogen Georgius Agricola, den
markgräflichen Kanzler Vehus, den Humanisten Reuchlin, den Geologen
Bischof, den Chemiker Robert Wilhelm Bunsen und Dr. Carl Frech, Dern-
felds medizinischen Berater bei der Planung des Friedrichsbades. In den
Figurennischen des Mittelrisalits befinden sich die von Hans Baur aus
Konstanz geschaffenen Skulpturen des Äskulap (griechischer Gott der
Heilkunst) und der Hygieia (griechische Göttin der Gesundheit), darüber
auf zwei Tafeln ein sehr frei wiedergegebenes, angeblich vom Karlsruher
Dichter Josef Victor von Scheffel umformuliertes Zitat aus dem Schlusschor
der Klassischen Walpurgisnacht in Faust IL, in der Johann Wolfgang
von Goethe den vier Elementen huldigt: „Wunderwirkend schäumt die
Welle, strömt der heiße Dampf der Quelle, Muth wird freier, Blut wird
neuer, Heil dem Wasser, Heil dem Feuer!". Ebenfalls von Baur stammen
die dem Bade entsteigende Nymphe über dem Hauptportal und der von
zwei liegenden Quellnymphen gerahmte badische Greif auf dem Giebel
des Mittelrisalits, der von sechs Karyatiden, die reliefartig vor Pilaster treten
, getragen wird. In dem monumentalen Bogen über dem Portal, also im
Zentrum des umfangreichen Bildprogramms, steht die von Professor
Friedrich Moest aus Karlsruhe geschaffene Büste Großherzog Friedrichs
von Baden, dem das Bad seinen Namen verdankt, vor einer aus gemalten
Greifen kunstvoll gebildeten Aureole.


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