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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 400
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Heinz G. Huber

„Es ist hervorzuheben, daß durch die Anlage von Eisenbahnen in den
Tälern der Kinzig, Murg, Enz und Nagold eine Haupterwerbsquelle des
Renchtals - der Holzhandel - stark beeinträchtigt und daß dadurch der
Nahrungsstand der vielen Arbeiter, welche mit der Beifuhr des Holzes beschäftigt
sind, ernstlich bedroht ist. Jetzt schon ist der Rückgang des Verkehrs
, den früher der Holzhandel in das Renchtal brachte, sehr fühlbar, da
die Hölzer aus den Waldungen, welche früher auf die Sägen des hinteren
Renchtals geliefert wurden, zu einem namhaften Teil bereits auf andere Absatzwege
geleitet wurden."4

Auch für den Absatz anderer gewerblicher Produkte schien der Bahnbau
unabdingbar. Im Jahr 1864 gab es fünf größere harzverarbeitende Betriebe,
die Pech, Kienruß und Kolophonium herstellten. Jährlich wurden 800.000
Flaschen Mineralwasser abgefüllt und mehr als 5000 Ohm Kirsch-, Heidel-
beer, Brombeer- und Mirabellenwasser gebrannt. In Oppenau produzierte
die Steingutfabrik jährlich über 4000 Zentner Geschirr, die Papierfabrik
Köhler verschickte 2000 Zentner Papier und die Pechfackel- und Pechkränzefabrik
Oberkirch Waren von über 800 Zentnern Gewicht. Im Vordertal
erhoffte man sich verbesserte Möglichkeiten des Obstabsatzes: Jährlich
wurden auf den Oberkircher Märkten ca. 50.000 Zentner Obst umgeschlagen
. Auch den Weinhandel - man berechnete das Gesamterzeugnis im Bezirksamt
Oberkirch auf 12.000-15.000 Ohm - hoffte man durch bessere
Transportmöglichkeiten zu beleben.5

Für die Renchtalbäder Griesbach, Peterstal, Freiersbach, Antogast,
Sulzbach und das jenseits des Kniebis gelegene Rippoldsau war die bequeme
Anreisemöglichkeit mit der Bahn von existentieller Bedeutung. Neue
wirtschaftliche Chancen verhieß der Sommertourismus, der gerade in den
1860er Jahren im Renchtal seinen Anfang nahm:

„Auch in Oppenau und Oberkirch sitzen in der guten Jahreszeit in jedem
Wirtshaus eine Masse Leute, welche auf einen Tag oder auf mehrere
Wochen sich in der schönen Natur, an der frischen Gebirgsluft, am köstlichen
Obst und Wein erquicken wollen."6

Die Renchtalgemeinden, welche durch ihren Griesbacher Landtagsabgeordneten
Karl Kimmig „ im Vertrauen auf unsere erleuchtete Regierung,
welcher nichts entgeht, was die Wohlfahrt eines einzelnen Bezirks wie auch
des Ganzen erheischt" ihre Bittschrift eingereicht hatten, wurden abschlägig
beschieden. Da die Bahn nur lokalen Bedürfnissen genüge, komme ein
Bau auf Staatskosten nicht infrage. Die Regierung stehe freilich einem privaten
Bahnbau aufgeschlossen gegenüber.


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