http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2001/0408
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Heinz G. Huber
Der Bahnhof Oppenau mit Bediensteten (Stadtarchiv Oppenau)
einen Betreiber - den Staat oder eine private Gesellschaft - verkauft. Die
Badgemeinden drängten zudem auf einen Bahnanschluß. Das alte Rezept,
eine rentable Fernbahn durch das Renchtal zu bauen und beide Probleme
zu lösen, wurde 1890 wieder aus der Schublade geholt. Anlaß dazu gaben
auch die Äußerungen des badischen Finanzministers über die günstige finanzielle
Lage des Landes, ein wirtschaftlicher Aufschwung und ein grenzenloses
Vertrauen in den technischen Fortschritt. Der Oberkircher Abgeordnete
und Bürgermeister Josef Geldreich forderte am 21. Mai 1890 im
badischen Landtag den staatlichen Aufkauf der Bahn und den späteren
Ausbau als Teil der Linie Paris-Wien.31
In einem Zeitungsartikel wurde gar die Möglichkeit angedeutet, daß der
Orientexpreß durch das Renchtal fahren könnte. Auch in der Straßburger
Presse wurden ähnliche Spekulationen genährt.32 Bei der Oberkircher Fastnacht
1892 wurden diese Phantasien närrische Realität:
„Der Kniebis ist durchstochen; Oberkirch, an der Linie Paris-Konstantinopel
gelegen, ist Groß- und Weltstadt geworden. Welche Perspektive vom
Wolkenkuckucksheim aus! Das hiesige Narrenkomitee hat seine Aufgabe in
großartigem Maßstabe gelöst. "33
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