Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 450
(PDF, 140 MB)
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Horst Brombacher

bruar 1943 kam er in russische Gefangenschaft, aus der er am 27. August
1947 entlassen wurde. Am 13. September 1947 kam er schließlich als einer
der ersten Stalingradheimkehrer wieder bei seiner Frau und Tochter in Forbach
an. Der Sohn Heinz, Jahrgang 1927, kam aus dem Krieg nicht zurück.
Er war im Februar 1945 als Soldat in Schlesien ums Leben gekommen.

Von Michael Keßler sind auch noch Feldpostbriefe vom Leben im Sommer
und Herbst 1942 auf dem Vormarsch nach Stalingrad erhalten, in denen
er eindrucksvoll ein Bild der damaligen Zustände entwarf. So äußerte
er sich in einem Brief vom 29. August 42: „... An die Wolga kommen wir
wohl nicht, denn dazwischen liegt ein großes Steppengebiet ohne Wasser
und Futter. Wenn's nur einmal vorbei wäre. Ich habe die Nase voll. ..." Am
6. September berichtete er detaillierter: „ ... Verpflegung ist augenblicklich
sehr knapp. Alle verfügbaren Transportmittel müssen Munition fahren.
Wenn Stalingrad gefallen ist, wird es wieder besser werden. Wir haben ein
Pferd geschlachtet, und nun gibt es Pferdefleisch. Schmeckt gar nicht
schlecht. Vorgestern hatten wir Feldgottesdienst. Ich war auch dort, als einziger
Offizier. Andere lachen zwar darüber, das macht aber nichts. Die beiden
Pfarrer habe ich anschließend zu einem Pferdebeafsteak eingeladen.
Mit wahrem Heißhunger sind die beiden Herren darüber hergefallen. Nun
hausen wir schon drei Wochen im Zelt und kommt nicht mehr aus den
Kleidern. Waschen kann man sich wegen Wasserknappheit auch nicht.
Hoffentlich haben wir ab morgen wieder Wasser. Eine gründliche Reinigung
wäre kein Luxus. Allmählich wird man anspruchslos. ... Wir verhungern
nicht und das Schlankwerden ist nicht schlimm. Es geht mir sehr gut.
Von Tag zu Tag werde ich leichter und elastischer. ..." Eine weitere Woche
nach diesen sarkastischen Formulierungen zeigte sich zum ersten Mal der
beginnende Winter: „ ... Ganz plötzlich hat nun das Wetter umgeschlagen.
Es ist empfindlich kalt im Zelt. Die letzte Nacht haben wir tüchtig gefroren
. Ich trug bis jetzt die kurzen, grünen Sommerhemden. Aber heute morgen
habe ich nun dickere Sachen angezogen. Neben dem Zelt haben wir im
Freien ein offenes Feuer. Immer wieder muß ich beim Schreiben die steifen
Finger wärmen. Meine Knie- und Pulswärmer habe ich heute auch hervorgeholt
. Hier pfeift ein kalter Steppenwind. ..."

Auf einem Blatt Keßlers, im Oktober 1947 beschrieben, mit Anmerkungen
zum Krieg und der Gefangenschaft, stehen am Schluß die Stichwörter
„Ehrenpflicht zu helfen" und „Aufklärung". Und danach richtete er sich
nach seiner Rückkehr mit seiner ganzen Kraft. Er hatte sich vorgenommen,
beim Schicksal von Vermißten helfend tätig zu werden und führte dies
konsequent durch, wobei er einen guten Teil seiner Freizeit für das Schreiben
von Briefen benötigte. Als früherer Hauptmann besaß er eine gute Personenkenntnis
, die ihm bei der Aufklärung von Schicksalen sehr nützlich
war. Wichtig waren außerdem die brieflichen Kontakte zu anderen Heimkehrern
, aus denen er ergänzende Informationen entnehmen konnte, da sie


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