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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 461
(PDF, 140 MB)
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„Seit der Sache Stalingrad bin ich ohne Nachricht.

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brachte ein Anfragender die Kritik auf den Punkt: „... Bis zur Stunde ist
Frau B. ohne Nachricht von ihrem Mann, wie so viele. Hier hat der Krieg
schlimm gehaust. B.s Anwesen wurde durch Kampfeinwirkung vernichtet.
Es ist etwas Furchtbares, bis 5 Minuten nach 12 Krieg zu führen. ..."

Aus einem anderen Brief vom November 1947 schreit förmlich die Sorge
um den Sohn: „... Wir sind in großer Sorge, ob er überhaupt noch lebt,
da er unser einziger Sohn ist und sollte unser Anwesen übernehmen und
uns alte, bald 70jährige Eltern von der vielen Arbeit entlasten. Das ungewisse
Warten wird oft unerträglich. Sollten Sie irgend welchen Anhaltspunkt
wissen, so möchten Sie so gut sein und ihn uns mitteilen, wir wären
sehr dankbar dafür...."

Ebenfalls vom November 1947 stammt der folgende Auszug aus einem
Brief: „... Ich bin seit Frühjahr 1939 verheiratet und lebe nun von meinem
Manne 8 Jahre getrennt durch diesen Krieg. 6 Jahre habe ich ihn überhaupt
nicht mehr gesehen und am 3. Januar 1943 kam die letzte Nachricht von
ihm. Ich bekam dann die Vermißtenanzeige. Nie mehr habe ich ein Lebenszeichen
von ihm bekommen, weder sonst noch etwas. Ich habe schon
in sämtlichen Zeitungen in allen vier Zonen annonciert, aber leider hat sich
niemand gemeldet, der auch nur einen Fingerzeig geben konnte. Nun sind
Sie der erste Mann, der mir nach Beendigung des Kampfes etwas sagen
kann, deshalb werden Sie verstehen, wenn ich mich an Sie wende. ..." Eine
andere Mutter fragte im Dezember 1947 an: „...Täglich hoffe ich nun
schon 5 Jahre auf ein Lebenszeichen meines Sohnes. Ihr Schreiben hat mir
aufs Neue gezeigt, wie grausig jene Zeit war, und doch hoffe ich noch immer
, daß mein Sohn wiederkommt. Täglich bitte ich Gott, er möge mir die
Gnade schenken. Wenn Sie irgend eine Nachricht erfahren sollten, wären
Sie so freundlich, es mir mitzuteilen? ..." Auch der folgende Text aus einem
Brief vom März 1948 drückt Resignation und Gottergebenheit aus: „... Es
ist schwer, nach so langer Zeit immer noch Hoffnung aufbringen zu können
. Ich bitte auch täglich den lieben Gott um seinen Schutz und Schirm für
meinen Sohn, denn wer kann ihm denn sonst helfen? Nachricht erhielt ich
immer noch nicht von ihm. ..." Und es war die Ungewißheit über das
Schickal der Soldaten, die besonders belastend war. Manche Briefe ähneln
sich in ihren Aussagestrukturen: „...Vielleicht können Sie mir Antwort geben
, ob mein Mann noch lebt oder ob er nach dem Ende von Stalingrad
noch gelebt hat, oder ob er mit seinen Kameraden in Gefangenschaft gekommen
ist, oder ob sie vernichtet worden sind. Seien Sie doch so gut und
schreiben Sie mir die Wahrheit, wenn Sie etwas wissen, das Ungewisse der
langen Jahre war hart und schwer. Wohl hoffe ich Tag für Tag und Monat
für Monat und immer umsonst, daß mein Mann noch einmal kommen muß
und seine Lieben und seine Heimat noch einmal sehen darf. ..." Das
Schwanken zwischen Hoffen und Resignation und das Bedrücktsein durch
die Ungewißheit sprechen besonders aus einem Brief, der Michael Keßler


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