http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2001/0471
„Seit der Sache Stalingrad bin ich ohne Nachricht
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Keßler! Nun hatte auch ich das große Glück, nach 5V2 Jahren heimkehren
zu können. Die Freude darüber ist bei uns allen riesengroß. Körperlich und
seelisch ungebrochen fühle ich mich jetzt nach einigen Wochen der Erholung
beinahe wie früher. Mit Ende des Monats wird meine ärztliche Betreuung
wohl ablaufen und ich werde versuchen mich produktiv in den Arbeitsprozeß
einzugliedern. Ob am alten Platz, ist zur Zeit noch ungeklärt.
Die Daheimgebliebenen haben auch dieses Mal das bessere, bevorzugtere
Los gezogen. Wir sind ja viel gewohnt und wollen uns deshalb auch nicht
unterkriegen lassen. ..." Man wollte sich nicht nur nicht unterkriegen lassen
, sondern forderte den Staat auf, tätige Hilfe zu leisten. So äußerte sich
ein Heimkehrer im Januar 1949: „... Wir wollen unsere Stimme gegenüber
dem Staat erheben, und zwar gemeinsam solange, bis man unsere Not
nicht nur erkennt, sondern auch wirklich behebt (Sicherung des Arbeitsplatzes
, Fürsorge für Kranke und Arbeitslose, Versorgung der Angehörigen
unserer noch in Rußland weilenden Kriegsgefangenen und Vermißten). ..."
Michael Keßler beteiligte sich nicht an solchen organisierten Protesten und
arbeitete weiter an der Aufklärung von Vermißtenschicksalen, solange ihn
Anfragen erreichten.
Übrigens überwies ihm der Staat im März 1955 für die Zeit seiner Gefangenschaft
im Jahre 1947 eine Entschädigung von 270,- DM. Das war
10 Monate nach seinem Tode.
Nachwort:
Die hier zusammengestellten Quellen sollen deutlich werden lassen, welche
Sorgen und Nöte die Menschen während des Krieges und in den Jahren
danach vielfach bedrückten. In diesem Sinne soll der oben stehende
Beitrag helfen, die Menschen und die damalige Zeit zu verstehen und zu
erkennen, daß die Bevölkerung immer zu den Verlierern von Kriegen
gehört. Deshalb möchte der Text als Beitrag zum Frieden zwischen den
Völkern dienen, durch Erinnern gegen das Vergessen - 60 Jahre nach dem
Angriff auf die Sowjetunion.
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