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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 492
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Klaus Kreppet

Heute hat Kippenheim keine Juden mehr - aber eine Synagoge, die deshalb
erhalten blieb, weil ein bereits gelegter Brandsatz in der Reichspogromnacht
wieder gelöscht wurde - man befürchtete ein Übergreifen des Feuers
auf die angrenzenden Privathäuser.12 Das Gebäude selbst wechselte die Besitzer
, bis die Gemeinde Kippenheim es 1983 erwarb und bis 1987 die Außen-
renovierungsarbeiten abschloß. Steff Wertheimer stiftete dafür einen erheblichen
finanziellen Beitrag. Ein im Jahr 1996 gegründeter „Förderverein Ehemalige
Synagoge Kippenheim" hat sich zum Ziel gesetzt, das renovierte Gebäude
zu einem Ort des Gedenkens und der Begegnung zu machen.13

Auch heute noch: ein deutscher Jude

Steff Wertheimer ist nach außen hin kein Mensch der Gefühle. Seine Betroffenheit
über die Vergangenheit formuliert er als Frage an sich selber
und an uns alle: Für mich ist es immer ein Fragezeichen, wie ich mich da
fühle. Bis heute verstehe ich nicht, wie die Leute damals so etwas zugelassen
haben. Hin und wieder besucht Steff Wertheimer Kippenheim und den
Friedhof mit den Gräbern seiner Vorfahren: Natürlich gehe ich gern zum
Friedhof und schaue die alten Steine an - mit gemischten Gefühlen. Seine
Vorfahren sind deutsche Juden, und selbstverständlich sieht er sich auch als
„Jekke", als „deutscher Jude".

Wie kam man dazu, diese deutschen Juden in Israel als „Jekkes" zu bezeichnen
? Halb ist es ein Kosename, halb ist es ein Spottname für die
deutschsprachigen Juden Israels. Manche sagen, der Begriff sei abgeleitet
von der „Jacke", dem „Jackett", mit dem der pflichtbewußte, korrekte Einwanderer
aus Deutschland auch im levantinischen Arbeitsalltag gekleidet
war. So verband man den „Jekke" mit bestimmten Charaktereigenschaften
wie Korrektheit, Pünktlichkeit, Verläßlichkeit, Verantwortungsbewußtsein,
gesundem Menschenverstand, Risikobereitschaft, Fleiß und Unternehmergeist
. Dies waren durchaus positive Eigenschaften, um die manche
„levantinische" Zeitgenossen diese Menschen beneideten und in zahlreichen
Karikaturen und Witzen verspotteten. Den korrekten Mann, der mit
der Jacke, auch bei der größten Hitze, ins Kontor ging, hat man so als „Jekke
" karikiert. Und die hebräische Schreibweise „Jekeh" diente dann als
Abkürzung für einen „Jehudi ksche havanah", also einen „Juden schwer
von Verstand", dessen Korrektheit dann als Ausdruck von Unsicherheit
und Schwerfälligkeit interpretiert wurde. Wie dem auch sei - alle deutsch
sprechenden Juden der „Füften Aliyah"14 erhielten die Bezeichnung „Jekkes
". Der Beitrag der „Jekkes" zum kulturellen, politischen und ökonomischen
Aufbau Israels ist in den ersten Jahren der Geschichte des Landes ignoriert
oder zumindest unterschätzt worden. Steff Wertheimer trägt dazu
bei, daß die Rolle der „Jekkes" angemessen gewürdigt wird durch die
Übernahme und die Weiterentwicklung von Israel Shilonis „Museum für


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