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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 499
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Der Galilüer aus Kippenheim

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aus Rastatt, der in Ettenheim geboren war. Unter den Arabern Galiläas waren
die Heilkräfte eines Nahariyaner Augenarztes bekannt. Sie pilgerten in
Scharen zu Dr. Max Cramer aus Stuttgart.35 Ebenfalls aus Stuttgart kam
der erste Richter Nahariyas, Dr. Fritz Glück. Nahariyas erste Molkerei
wurde von einem Unternehmersohn aus Ulm gegründet: Dr. Richard
Strauss und Frau Hilde, geborene Bach (ebenfalls aus Ulm). Dr. Erich
Bloch, ein weiterer Kulturträger Nahariyas, stammte aus Konstanz. Und
Erich Lehmann, ein Mitarbeiter Steff Wertheimers bei ISCAR, kam aus
Horb. Erich Lehmann setzte sich ebenfalls wie Steff Wertheimer für den
Erhalt der Synagoge in Kippenheim ein. In Nahariya wurde er zu einem
Kulturmanager und Stadthistoriker.36 Last not least stammte Nahariyas
Mitbewohner Albert Weill - der Vater des Komponisten Kurt Weill - aus
Kippenheim, dem Geburtsort Steff Wertheimers.37

Ein „schwäbischer Tüftler"

Das Leben dieser deutschen Juden in Nahariya verlief alles andere als krisenfrei
. Auch wenn der „Soskin-Plan" später an klimatischen Bedingungen
und z.T. falscher Einschätzung der Bodenqualität scheiterte, arbeiteten viele
Menschen Nahariyas weiter in der Landwirtschaft, ergänzten diese aber
durch Aufbau einer Ernährungsindustrie mit der Molkerei Strauss aus Ulm
und der Wurstfabrik Soglowek aus Breslau. Außerdem bot sich die günstige
Meereslage geradezu an, Nahariya über Privatzimmer, Pensionen und
Hotels, Restaurants und Cafes zu einem Ort des Fremdenverkehrs um- und
auszugestalten. Aus manchen Handwerksbetrieben wurden echte Manufakturen
, wie „Nahariya Glass" von Andreas Meyer oder spätere Fabriken wie
„ISCAR". Genau hier findet Steff Wertheimer seinen handwerklichen und
unternehmerischen Anknüpfungspunkt. Durch Andreas Meyer, den Gründer
von „Nahariya Glass", war mir zu Ohren gekommen, daß Steff Wertheimer
im Jahre 1950 in einer Wellblechbude angefangen hatte. Dies bestätigt
er auch: Ich habe damals anderthalb Jahre bei „Kurdane" in Akko
gearbeitet und in Nahariya gewohnt. Täglich bin ich hin- und hergefahren
mit einem Motorrad, das noch keine Hydraulik, sondern eine normale Federung
hatte. Wir haben ziemlich nahe bei Andreas gewohnt. Unsere beiden
Ältesten, Eitan und Yigael, haben miteinander gespielt. Auf die Frage
nach dem Grund der Entscheidung für Nahariya erfahre ich: „Entscheidung
" ist gut - ich habe mich dafür entschieden, weil ich einen Arbeitsplatz
suchte und keinen richtigen fand. Ich war zwar erst Mitte zwanzig,
aber müde von den vielen Kriegen, früh reif mit zwei kleinen Kindern und
suchte eine Perspektive. Und in Nahariya gab es keine Industrie, etwas
Handwerk, wie die Reparaturwerkstatt von Andreas Meyer. Zunächst diente
mir unsere Küche als Werkstatt. Dort habe ich eine Schleifmaschine aufgestellt
. Meine „schwäbische" Art zu tüfteln wurde zur Basis meines späte-


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