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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 517
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Ein schwarzes Dorf wird braun

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„Märzgefallenen", die nach der Reichstagswahl vom 5. März 1933 der
NSDAP beigetreten waren. Es handelte sich hierbei in der Regel um Personen
, die sich der neuen politischen Situation angepaßt hatten, um Opportunisten
und Karrieristen.27

In Haslach war es am Abend des 30. Januar zu Schlägereien zwischen
Nazis auf der einen Seite und Sozialdemokraten und Kommunisten auf der
anderen gekommen.28 In Steinach allerdings blieb es ruhig. Hier hatten die
SPD und die KPD weniger Rückhalt in der Bevölkerung. So konzentrierten
sich die Veranstaltungen der NSDAP im Dorf hauptsächlich darauf, bäuerlich
-katholisch geprägte Kreise zu erschließen. Am 5. Februar sprach der
badische NS-Bauernführer Albert Roth aus Liedolsheim in der Wirtschaft
Nock zum Thema „Bauernnot" und „Was will unser neuer Kanzler?". Im
Anzeiger vom Kinzigtal war zu lesen: „Ausgehend vom Grundgedanken,
daß die Grundlage eines festen und gesicherten Staates eine starke, gesunde
Landwirtschaft sei, sprach er über Maßnahmen, die in aller Kürze zu
treffen seien, um der darniederliegenden Landwirtschaft wieder auf ein
besseres Niveau zu verhelfen."29 Am nächsten Tag war Roth Hauptredner
auf einer Kundgebung in der Haslacher Stadthalle, die vor allem das Ziel
hatte, die Bauern in den ländlichen Gemeinden um Haslach anzusprechen.
Dort wurde dazu aufgefordert, in die NS-Bauernschaft einzutreten.30

In eine ähnliche Richtung zielte eine „vaterländische Kundgebung" der
NSDAP am 1. März 1933, kurz vor der Reichstagswahl, in der Brauerei
Meliert, bei der zwei Redner sprachen. Die Themen waren: „Wie schützt
die NSDAP Kirche und Glauben und die deutsche Scholle?" und „Was
wird unser Führer Adolf Hitler jetzt tun?".31

Am 24. Februar 1933 - am Freitag nach dem Schmutzigen Donnerstag
- zogen nach Angaben des Anzeigers vom Kinzigtal etwa 400 uniformierte
Nationalsozialisten aus der näheren Umgebung, bestehend aus SA-, HJ-
und SS-Formationen, abends bei Dunkelheit und mit Fackeln ausgestattet,
von der Steinacher Kinzigbrücke aus durch das Dorf. „Wohl jeder, der den
Fackelzug sah, hatte das Empfinden: Es weht durch Deutschland ein anderer
Wind! Diese Leute, die in schwerstem Ringen sich bis zum Siege
durchkämpften - sie werden den Sieg ihrer Sache auch zu wahren wissen
.", so der Anzeiger vom Kinzigtal. Am Ortsausgang in Richtung Haslach
hielt der NS-Kreisleiter Schuppel eine kurze Rede. Danach fuhr man
weiter nach Haslach, wo ebenfalls ein Fackelzug durch die Stadt durchgeführt
wurde und eine kurze Kundgebung auf dem Marktplatz. Anschließend
fand in der Stadthalle eine Versammlung statt.32

Das Werben der NSDAP in Propagandaveranstaltungen hatte Erfolg.
Bei der Reichstagswahl am 5. März 1933 konnte die NSDAP stark zulegen
. 45% für die NSDAP in Steinach entsprach etwa dem Reichsergebnis
der Partei, es lag sogar leicht darüber. Doch es gab auch weiterhin noch ein


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