Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 686
(PDF, 140 MB)
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686

Buchbesprechungen und Hinweise

von dieser Stelle aus bereits Erfolg und
Wirkung im Geiste Hausensteins gewünscht
!

Martin Ruch

Köhler, Max: Böse Geschichten aus
dem Bollenhutland Ortenau. Ein vergnügliches
Lesebuch, mit Illustrationen
des Autors. Schutterwald: Ochsenspur-
Verlag, o. J., 112 S., 11 Abb.

Der Autor ist ein bekannter und guter
Maler, Illustrator der Landschaft und Porträtist
. Ein neuer Bildband (Schwarzwald-
Verlag) hat dies erst kürzlich wieder bewiesen
. Aber da Köhler eine langjährige
journalistische Vergangenheit und Ausbildung
hat, wird es ihn nach Jahren der Entsagung
gereizt haben, wieder ein Buch zu
schreiben, eines, das „bestens geeignet für
langweilige Kongresse und entsetzliche
Hotelzimmer-Nächte" ist, wie der Rückentext
verspricht. Daß dort auch die kühne
Behauptung steht, die Ortenau sei jene
mittelbadische Provinz, in der der Bollenhut
erfunden wurde, der dort heute noch
im täglichen Leben getragen wird, das
wird man als Marketingbehauptung verstehen
müssen: das Buch soll sich ja auch
verkaufen und da ist das Klischee Bollenhut
ideal geeignet, meint Köhler. Der Rezensent
hat allerdings seine Zweifel am
Erfolg angesichts der sehr unterschiedlichen
Beiträge, die von Grimmelshausen,
dem Bergbau im Schwarzwald, den Schulerlebnissen
in Kehl und anderswo, im
Grunde von Gott und der Welt handeln.
Aber „Böse Geschichten"? Daß sehr gelungene
und schöne Texte dabei sind, etwa
„Rheinpiraten", wo ein kleiner Schuljunge
unter der Theke der „Fortuna" in
Kehl das Treiben der Damen und ihrer
Rheinschiffer beobachtet, soll nicht verschwiegen
werden, denn es zeigt, daß das
Büchlein in Teilbereichen schon das Zeug
dazu gehabt hätte, ein Renner zu werden.

Martin Ruch

Katzenelson, Jizchak: Oh, mein Volk!
Mein Volk ... Aufzeichnungen aus dem
Internierungslager Vittel. Ins Deutsche
übertragen von Helmut Homfeld, Berlin
1999,300 S.

Vittel, drüben jenseits der Vogesen,
1943/44: im Hotel de la Providence sind
etwa 300 polnische Juden interniert,
Überlebende des Warschauer Ghettos.
Man hat ihnen ausländische Papiere gegeben
und sie hierher gebracht mit dem
Versprechen, sie ins Ausland Weiterreisen
zu lassen. Es war eine Falle. Über Drancy
werden auch diese Menschen nach
Auschwitz gebracht und dort ermordet.
Unter ihnen war der Dichter Jizchak Katzenelson
und sein Sohn Zwi. Die Gattin,
Chana, und zwei weitere Söhne, Benzikel
und Benjamin, waren bereits 1942 in
Treblinka getötet worden.

Hier in Vittel schreibt Katzenelson ein
hebräisch-jüdisches Tagebuch, in dem er
genau schildert, was er im Warschauer
Ghetto erlebt hat, wie er vorerst „gerettet"
wurde und nach Vittel kam. Immer am
Rand des Wahnsinns, von schweren Depressionen
gepeinigt, von tiefer Verzweiflung
erfüllt über das entsetzliche Leiden
des jüdischenVolkes, schreibt er einen
Klagegesang, der hier nun in deutscher
Übertragung und ungekürzt vorliegt.
Auch die Geschichte der Rettung dieses
Textes wird geschildert. In Flaschen verpackt
und im Wurzelbereich eines Baumes
vergraben, den nur eine Mitwisserin
kannte, so überstanden die Aufzeichnungen
das Ende des Hitlerreiches.

Katzenelson sagt, was er gesehen hat:
„Alte und Junge, Frauen und Kinder,
Kleinkinder, zwei Wochen oder nur einen
Tag alte Säuglinge, Babys im Schoß ihrer
Mutter - alle wurden vor unseren Augen
umgebracht! (...) Mehr als sechs Millionen
wurden ausgemordet, diese Deutschen
fuhren sie aus allen Städten und
Dörfern durch Deutschland. Sie brachten
sie mit der einzigen Absicht, sie zu
schlachten - mehr als sechs Millionen,
und sie schlachteten sie."


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