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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 32
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Kurt Andermann

In vielen Fällen verschwindet der kleine, allenthalben vorkommende
„Ortsadel" schon bald nach seinem Auftauchen wieder aus den Quellen.
Das liegt zum Teil ganz zweifellos daran, daß die entsprechenden „Familien
" bereits nach kurzer Zeit wieder ausgestorben sind; manche indes mögen
auch nur sozial erloschen sein, weil sie sich in der Oberschicht respektive
im Adel nicht haben halten können und abgesunken sind. Des weiteren
ist stets die Gunst und Ungunst der Überlieferung in Rechnung zu stellen.
Und schließlich muß man zu einer Zeit, zu der im Adel die festen Familiennamen
erst im Entstehen begriffen waren, nicht zuletzt an allfällige Namenswechsel
denken, daran, daß mitunter gar kein Geschlecht, sondern
nur ein Name verschwunden ist und die bisherigen Namensträger unter einer
anderen Bezeichnung weiter floriert haben. Dergleichen Namenswechsel
gegebenenfalls zu erkennen, ist wiederum ein Problem der Überlieferung
.

- Als soziales Phänomen braucht Adel, um als solcher wahrgenommen
zu werden respektive in seiner Exklusivität zur Geltung zu kommen, immer
den gesellschaftlichen Verkehr. Die Herrschaft auf der heimischen
Burg samt zugehörigem Gut oder in einem Dorf mit seinen Leuten bildete
dafür zwar eine unerläßliche Voraussetzung, war aber allein keinesfalls
hinreichend. Deshalb blieben Ritter und Edelknechte, wollten sie den einmal
erreichten Stand wahren, auch nach ihrer Emanzipation aus den mini-
sterialischen Bindungen des Hoch- und anbrechenden Spätmittelalters allzeit
darauf angewiesen, an den Höfen benachbarter Großer zu verkehren,
was in der Regel bedeutete, daß sie dort Hof-, Verwaltungs- und Kriegsdienste
nahmen. Mit eventuellen wirtschaftlichen Notlagen des Ritteradels
hatte solches Engagement entgegen weitverbreiteten Auffassungen33 sehr
viel weniger zu tun, als mit dem ganz natürlichen Zwang, in der höfischen
Gesellschaft34 präsent zu sein, um Einfluß zu gewinnen, Verbindungen zu
knüpfen oder zu pflegen und eigene Interessen zu vertreten. Insofern war
der Ertrag des Verkehrs bei Hofe in den seltensten Fällen unmittelbar materieller
Natur; vielmehr - erwähnt sei nur das Stichwort „demonstrativer
Konsum" - dürfte das standesgemäße Leben in der Umgebung eines Fürsten
gewöhnlich weit höhere Kosten verursacht haben, als die jeweilige
Besoldung finanziell einbrachte.

Im Nahbereich der Ortenau hat es allerdings nicht viele Höfe gegeben,
an denen der Adel während des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit
hätte verkehren können. Am nächsten lagen noch jene der Markgrafen von
Baden35 und der Bischöfe von Straßburg - beides Höfe von Reichsfürsten
und insofern von besonderer Attraktivität. Freilich büßte der badische Hof
seit den Zeiten des energischen Markgrafen Bernhard I. durch eine zunehmend
adelsfeindliche Territorialpolitik36 viel von seiner ehedem sicher vorhandenen
Anziehungskraft ein und begünstigte hernach die Entstehung einer
sekundären - oder wenn man so will: tertiären - Adelsschicht aus dem


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