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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 33
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Adel in der nördlichen Ortenau

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Kreis des höheren landesherrlichen Beamtentums;37 erinnert sei beispielsweise
an die Familie Bademer (von Rohrburg) und ihren sozialen Aufstieg.

Zu beiden Seiten des Rheins ist darüber hinaus an den „Hof" der Herren
von Lichtenberg38 respektive ihrer Erben, der Grafen von Hanau-Lichtenberg
und hernach der Landgrafen von Hessen-Darmstadt, zu denken, die
aber, weil minder mächtig, relativ wenig zu bieten hatten, ganz abgesehen
davon, daß die Residenzen in Lichtenberg beziehungsweise Buchsweiler39
und schließlich in Pirmasens aus Ortenauer Sicht allzu entlegen waren. Im
rechtsrheinischen Lichtenau40 residierte die Herrschaft nur ausnahmsweise
. So zählten zum Lichtenberger Lehnhof des späten Mittelalters bezeichnenderweise
nicht mehr als vier aus der Ortenau stammende Familien
, nämlich die von Renchen, die Röder, die von Staufenberg und die von
Windeck - und auch diese eher am Rande.41 Die in der nördlichen Ortenau
eigentlich bodenständigen und ehedem so wichtigen Grafen von Eberstein
waren seit dem späten 13. Jahrhundert in einem sich beschleunigenden
Niedergang begriffen, konnten wohl kaum noch selbst hofhalten und mußten
ihrerseits bei anderen Großen zu Hofe gehen.

Hingegen entfaltete der kurpfälzische Hof in Heidelberg42 im 15. Jahrhundert
, wiewohl relativ weit entfernt, eine bis in die Ortenau ausstrahlende
Anziehungskraft. Zum einen lag das an dem zu Beginn des Jahrhunderts
königlichen Charakter dieses Hofs, aber auch an dessen hernach - vor allem
zu Zeiten des siegreichen Pfalzgrafen Friedrich - noch immer quasiköniglichem
Rang und Glanz. Zum anderen waren die Pfälzer Kurfürsten
seit 1405 Pfandherren der halben Reichslandvogtei Ortenau und damit
ganz unmittelbar in der Welt des hiesigen Adels präsent. Seinerzeit waren
in Heidelberg beispielsweise die Röder, die von Schauenburg, von Windeck
und andere zugange;43 Bernhard von Bach bekleidete in den 1480er
Jahren das Amt eines pfälzischen Vogts zu Ortenberg. Überdies zeigte die
Pfalz bei verschiedenen Gelegenheiten in der Ortenau buchstäblich Flagge.
Auf einem vom Adel dieser Landschaft veranlaßten dreitägigen Turnier,
der „großen Fastnacht", demonstrierte der Kurfürst 1483 in Offenburg vor
zahlreichen Fürsten, Grafen und Herren aus dem Südwesten des Reiches
seine überlegene Macht und seinen weitreichenden Einfluß,44 und drei
Jahre später belagerte und eroberte er unter Beteiligung vieler Ortenauer
Edelleute die Burg Hohengeroldseck 45

Das alles kann freilich nicht darüber hinwegtäuschen, daß im unmittelbaren
Umkreis der Ortenau wirklich attraktive, ein überregionales Prestige
vermittelnde Höfe fehlten. Und noch unvorteilhafter war die Situation hinsichtlich
lohnender kirchlicher Pfründen. Das einzige Domkapitel im Nahbereich
, jenes von Straßburg, war von alters her freiständisch verfaßt, das
heißt, es rezipierte ausschließlich Kanoniker dynastischer, gräflicher oder
fürstlicher Abkunft, wenn man so will: Angehörige des Hochadels; der
Niederadel ministerialischen Standes und mithin die ganze ortenauische


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