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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 48
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Hans-Jochen Schuck

liehen Querschiff. Truhendingen war zeitlich schon nah dran: 1366 lautete
die Inschrift. Jedoch verbot die Treue zu Lambert an Substitution überhaupt
zu denken. Eine Anzahl schöner Bronzegrabplatten aus der Vischer-
schen Hütte in Nürnberg half auch nicht weiter, sie datierten 100-150 Jahre
später. Mit weiteren Gedenksteinen im nördlichen Seitenschiff war schließlich
das 19. Jh. erreicht. Langsam dämmerte die Erkenntnis, wie unmöglich
es war, in diesem weiten Gotteshaus eine bestimmte, 600 Jahre alte
Grabplatte ohne Positionsangaben aus alten Quellen zu finden, wenn sie
denn überhaupt noch vorhanden und nicht um 1833 bei der Purifizierung
unter König Ludwig I. mit anderen in die Michaelskirche des ehemaligen
Benediktinerklosters, auf einem Hügel nördlich des Doms, verlegt worden
war.

Als der junge Mann zum Abschluss der Führung kam, die hochinteressant
und vollkommen in Ordnung war - hätte Lambert nicht ständig abgelenkt
-, schlug er vor, ihm den Kranz zu überlassen; er wolle ihn später an
richtiger Stelle, wenn gefunden, niederlegen. Die Gengenbacher wankten
nicht und baten, erfahrene Kollegen und Lagepläne zu befragen. Aber auch
nach einiger Zeit der Recherche im „Dom-Office" blieb Lambert unauffindbar
. Lag es vielleicht daran, dass er zu Lebzeiten wegen hoher Steuern
und rigoroser Maßnahmen bei den Bürgern nicht sehr beliebt gewesen war
und ihn die Nachfahren der einst Gebeutelten jetzt verleugnen wollten?
Hatten ihn die Bamberger aus der Erinnerung verbannt?

In die allgemeine Unentschlossenheit und den Vorschlägen, den Marienaltar
von Veit Stoß an der Westwand des Querbaus zu besichtigen, der vor
lauter Sucherei übergangen worden war, sich endlich auf die Plastiken im
Ostchor zu konzentrieren oder unter dem Reiter zu meditieren, kam plötzlich
die erlösende, kaum noch erwartete Nachricht: „Ich weiß, wo er liegt".
Ein Theologe der Gruppe hatte mit „höheren Mächten" telefoniert. „Ganz
hinten im Westchor, auf der linken Seite." Nun bilden die Hochchöre in
Bischofskirchen mit Kathedra, Altarinsel und Hochaltar als liturgischer
Mittelpunkt feierlicher Gottesdienste einen besonderen, quasi heiligen Bezirk
, der abgesperrt und Besuchern normalerweise nicht zugänglich ist.
Nach kurzer Beratung des Aufsichtspersonals erhielten die Lambertus-Pil-
ger, wohl nicht zuletzt wegen ihrer Standhaftigkeit, eine Sondergenehmigung
zum Betreten des liturgischen Hauptchors. Zunächst durften nur fünf
Personen als eine Art Abordnung, dann aber alle, die Chorstufen hochgehen
; an der Tumba des Papstes Clemens EL (als Suidger de Mayendorf von
1041-1046 Bambergs 2. Bischof), dem modernen Altartisch - ein Steinblock
von einem in eckige Felder gegliederten Bronzegussmantel umschlossen
- und dem reich gestalteten, spätgotischen Chorgestühl vorbei
bis in den linken Chorschluss. Das zweite Epitaph im ersten Bogen musste
das gesuchte sein: Eine hoch stehende Steinplatte mit gravierten Bronzeauflagen
, um 1400 gefertigt, war ursprünglich als Bodenplatte vor dem AI-


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