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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 111
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Quirin Moscherosch und sein älterer Bruder
Johann Michael1

Walter Ernst Schäfer

Quirin Moscherosch stand zu Lebzeiten und steht bis heute im Schatten seines
älteren Bruders. Es gibt kein Denkmal und keine Inschrift, die an ihn
erinnern würde. Sein literarisches Werk erscheint schmal. Wenn man in
literarhistorischen Lexika nachschlägt, dann sieht es so aus, als habe er - als
Pfarrer - eben geistliche Lieder gedichtet und bei Hochzeiten und Begräbnissen
Freuden- und Trauerlieder verfasst, wie es in seiner Zeit üblich war.2

Dem älteren Moscherosch gelang der Aufstieg zu hohen Regierungsämtern
, die ein Staatsdiener, dem die letzte Qualifikation, der juristische Doktorgrad
, fehlte, eben erreichen konnte, zum Amt des Fiskals (eine Art Polizeichef
) in der Freien Reichsstadt Straßburg, zum Vorsitzenden des Regierungskollegiums
der Grafschaft Hanau-Münzenberg in der Residenz
Hanau am Main. Quirin Moscherosch dagegen blieb, so könnte man sagen,
auf bescheidenen Dorfpfarreien in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg hängen
, zuerst in Offendorf, dann in Bodersweier. So sieht der Vergleich aus,
wenn man sich auf die gängigen literarhistorischen Darstellungen verlässt.

Dieses Urteil wäre bei genauerer Betrachtung und bei vollständiger Erfassung
aller Schriften Quirin Moscheroschs zumindest in zwei Punkten zu
revidieren. Zum einen ist seine literarische Hinterlassenschaft nicht so
schmal und einförmig wie es scheint. Es gibt bisher nur keine vollständige
Bibliographie seiner Schriften.3 Zum Zweiten war seine berufliche Stellung
nicht so bescheiden. Er nahm in den Jahren von etwa 1650 bis zu seinem
Tod 1675 in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg immer wieder Aufgaben
wahr, die ihn als Landes- und Hofpoet des regierenden Grafen erscheinen
lassen. Davon gleich mehr.

Ein Briefwechsel zwischen den Brüdern hat sich nicht erhalten. Ihr Verhältnis
zueinander lässt sich nur durch einige Bemerkungen in ihren
Druckschriften in groben Zügen erfassen. Sicher aber ist, dass der um
zweiundzwanzig Jahre jüngere Bruder - er ist 1623 in Willstätt geboren,
Johann Michael 1601 ebenda - von dem Älteren gefördert und protegiert
wurde. Er muss wohl, bei sechs älteren Schwestern und zwei älteren Brüdern
, so etwas wie das Nesthäkchen in der Familie gewesen sein, wenn
man einen solchen Begriff, der aus der Zeit des Biedermeier stammt, auf
das nüchterne Verhältnis der Menschen des 17. Jahrhunderts überhaupt anwenden
darf.

Quirin Moscherosch wurde 1642, im Alter von neunzehn Jahren, schon
in fortgeschrittenem Alter, in das Collegium Wilhelmitanum der Stadt


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