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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 113
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Quirin Moscherosch und sein allerer Bruder Johann Michael

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Unmittelbar nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, im Herbst
1648, trat Quirin Moscherosch seine erste Pfarrstelle in Offendorf, hart am
Rhein gegenüber von Freiste« gelegen, an.7 Es war eine Besetzung im Eilverfahren
. Nach den Kirchenakten wurde Quirin durch die Kirchenbehörden
der Grafschaft Hanau-Lichtenberg, zu der Offendorf gehörte, ohne formale
Ordination im Alter von fünfundzwanzig Jahren mit dieser Pfarrstelle
betraut. Diese Umstände erklärten sich aus dem Pfarrermangel in der Grafschaft
. Nach dem Krieg waren nur noch ganz wenige Pfarrstellen besetzt,
die Kirchen zerstört, die Pfarrhäuser abgebrannt und die Kirchengüter zerstreut
. So kamen junge Leute zum Zug, die nicht erst einige Jahre als Dia-
kone einem Ortspfarrer dienen mussten, wie es zuvor üblich war. Ich vermute
, dass auch bei dieser Besetzung im Eilverfahren der ältere Bruder mit
am Werk war. Er arbeitete zu dieser Zeit als Fiskal (genauer als Sekretär
des Zuchtgerichts und Leiter der Strafverfolgung) in Straßburg eng mit
dem Präsidenten des Kirchenkonvents Johann Schmidt zusammen und die
Straßburger Kirchenleitung schlug nach alter Gewohnheit den Grafen von
Hanau-Lichtenberg die Pfarrkandidaten für die Grafschaft vor. Fast alle
Pfarrer in ihrem Herrschaftsgebiet waren in Straßburg ausgebildet und in
ihrer Amtsauffassung und Religiosität von der Straßburger Orthodoxie geprägt
worden.8

Der Jüngere hat dem Älteren dafür zeitlebens gedankt. Es gibt mehrere
Gedichte, mit denen er das Andenken an Johann Michael nach dessen Tod
1669 wach gehalten und seine Dankbarkeit bezeugt hat.9

Zeugnisse über die Jahre in Offendorf sind spärlich. Es war Aufbauarbeit
zu leisten. Moscherosch taufte in den sieben Jahren zwischen 1648
und 1655 fünfundsiebzig Kinder. Er begrub neunundzwanzig Verstorbene
und segnete dreizehn Hochzeiten ein, wie es die erhaltenen Kirchenbücher
ausweisen.10 Seine Arbeit war nur gefährdet durch die unsichere Lage des
Dorfes zwischen verschiedenen Rheinarmen. Es gab immer wieder Überschwemmungen
. Es muss im Jahr 1651 gewesen sein, wo Moscherosch,
als das Wasser in seine Pfarrstube gestiegen war, den im Kirchenbuch stehenden
Stoßseufzer ausstieß:"

„ In höchsten Nöten sitzen wir /

Das Wasser läuft uns vor die Tür /

Auch gar in meine Stub herein /

Wir wissen nicht wo aus / wo ein /

Ach Gott, mit Deiner Hilf erschein!"

Das herausragende Ereignis dieser Jahre in Offendorf war seine zweite
Reise in die Freie Reichsstadt Nürnberg, wo Quirin Moscherosch am 27.
Dezember 1649 Susanna Hübner, eine Nürnbergerin und Tochter eines
Schneidermeisters, heiratete. Er war schon drei Jahre zuvor, 1646, noch als
Student, nach Nürnberg gekommen und hatte damals bei der Familie Hüb-


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