Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 114
(PDF, 145 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2002/0114
114

Walter Ernst Schäfer

ner logiert und seine spätere Braut kennen gelernt. Was ihn zu den insgesamt
drei Reisen nach Nürnberg, 1646, 1649 und wieder 1668, bewegt hat,
kann man nur vermuten. Das erste Mal hatte der Student der Theologie ein
Empfehlungsschreiben an den Präsidenten des Nürnberger Pfarrkonvents,
Johannes Saubert, in der Tasche.12 Nürnberg war ja, neben Straßburg, Ulm,
Wittenberg und Dresden, eines der wichtigen Zentren der lutherischen
Konfession. Wahrscheinlich wollte Quirin die tonangebenden Geistlichen
Nürnbergs und deren Gesinnungen kennen lernen. Das zweite Mal, 1649,
war es wohl die künftige Braut, die ihn nun, nachdem er ein festes Amt
hatte, nach Nürnberg zog. Doch denkwürdiger als die Begegnung mit ihr,
von der wir wie meist von Pfarrfrauen wenig wissen, ist die mit ihrem blinden
Bruder Johann Hübner. Quirin Moscherosch hat ihn zur Zeit seines
Zusammenlebens mit der Familie in Nürnberg zum Poeten gebildet. Sojedenfalls
hat es Johann Hübner in einem Hexametergedicht von mehreren
hundert Versen dargestellt. Ich konnte eines Tages in einer in Straßburg
herausgegebenen Zeitschrift des 18. Jahrhunderts dieses Gedicht entdecken
.13 Es spricht für die Qualität des Lehrmeisters Moscherosch, wenn
der zwanzigjährige blinde Hübner den Gast Moscherosch so lobt:

„ Von Straßburg ein Student kam zu uns eingezogen,

Der geistlich hatt studiert, war überaus gewogen

Der Deutschen Dichterkunst, als der Poeterey,

Worin er Meister war, zu dichten vielerley.
Drey Vierteljahre lang liebt ihm, bey uns zu bleiben,
Begunnte manche Vers zu dichten und zu schreiben,

Zu lesen, wie man denn mit solchen Sachen thut;

Ich dachte, wenn ich dies auch könnt, so wär es gut.
Als dieser Herr und ich gemein und noch gemeiner,
Als David, Jonathan; sein und mein Will war einer;

Bracht endlich ichs so weit, daß er mir auch versprach,

Die Kunst der deutschen Vers' zu geben an den Tag.
Dies aber war nicht nur ein blosses Mundverheissen
Wie manche Redner thun, die nichts im Werk erweisen.

Was sie mit ihrem Maul versprochen und geredt;

Hier folgte Wort und That einander auf der Statt.

Denn er bald dieß, bald das mir las, daraus mich lehrte,
Und ich, ein schlauer Knab, nicht obenhin zuhörte,

Den Unterschied der Verß, den rechten Wortverstand,

Mit diesem gieng er mir getreulich an die Hand.
Bald macht ich eine Prob, begunte Verß zu machen;
Mein Herr Präceptor hörts, und half mir aus den Sachen,

Wo ich gefehlet hatt, und wo ich recht gethan,

Daß ich auf diesen Tag noch Reimen machen kann.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2002/0114