Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 153
(PDF, 145 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2002/0153
Ein Acherner im Elsass

153

Aus reichen Bauern wurden mittelmäßige Bürger. Diese verwandelten
sich zu Tagelöhnern und dabei war der soziale Abstieg nicht zu vermeiden.
Gerade in der Rheinebene dürfte die soziale Differenzierung zu einer Verarmung
geführt haben. Nur eine Minderheit konnte ihren Wohlstand halten
. Andere gerieten in Not und suchten nach Auswegen. In schlechten
Jahren mussten viele betteln gehen oder waren gar zur Auswanderung gezwungen
.

Diese Änderungen und Neuerungen in den wirtschaftlichen und sozialen
Verhältnissen waren bei aller Verschiedenheit im Einzelnen doch Ausdruck
eines Strukturwandels, der alle Bereiche ergriff. Die traditionellen
Beziehungen lösten sich nach und nach auf, Neuerungen im landwirtschaftlichen
und mehr noch im gewerblichen Bereich begannen sich durchzusetzen
, Märkte weiteten sich aus, neue soziale Schichten - Tagelöhner,
Heim- und Manufakturarbeiter - wuchsen heran.

Etwas anders gestaltete sich die politische Lage in Frankreich und damit
zusammenhängend natürlich auch im gesamten Elsass. Darauf, dass das
zentrale Ereignis im ausgehenden 18. Jahrhundert in unserem Nachbarstaat
die Französische Revolution war, braucht wohl nicht besonders hingewiesen
zu werden. Jeder, der sich mit Geschichte beschäftigt, weiß, dass in
den Jahren nach 1789 die Herrschaft der „roten Mützen" - gemeint sind
die Jakobiner, vor allem unter Führung des berüchtigten Robespierre - in
ganz Frankreich Angst und Schrecken verbreiteten. Die Welle der zügellosen
Gewalt schwappte auch ins Elsass über, und zu Tausenden flohen Adlige
, Geistliche und wohlhabende Bürger vor den wilden Horden über die
Grenze, um der grausigen Mordmaschinerie der Guillotine zu entkommen.

Allerdings sollte in den Jahren nach 1795 wieder Ordnung in das Chaos
kommen; dann nämlich, als in Paris das so genannte Direktorium gebildet
und mithin eine neue Verfassung in Kraft gesetzt worden war. Aufgrund
der neu geschaffenen Verhältnisse war es möglich, dass sich wieder geordnete
politische Strukturen ergaben, so dass sich die Lage nach und nach
beruhigte. Im Elsass zeigte sich diese erfreuliche Entwicklung ganz konkret
darin, dass die einstigen Flüchtlinge wieder in ihre Heimat zurückkehrten
.

Mit einem Wort: Die Lage hatte sich hier zum Ende des 18. Jahrhunderts
im Großen und Ganzen wieder stabilisiert.

Ob und inwieweit nun die geschilderten Verhältnisse - und damit möchte
ich meinen kurzen geschichtlichen Exkurs beenden - etwas mit dem Wegzug
des jungen Derendinger aus Achern zu tun gehabt haben, oder ob dies
nicht einfach auch eine ganz normale berufliche Veränderung eines jungen
Menschen gewesen ist, der seine Chancen wahrzunehmen wusste, lässt sich
heute nach fast 200 Jahren wohl nicht mehr eindeutig nachvollziehen.

Fakt ist jedenfalls, dass besagter Franz Ignaz Derendinger irgendwann
im Jahrzehnt zwischen 1790 und 1800, vermutlich nach 1795, er war gera-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2002/0153