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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 154
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Elmar Gschwind

de mal 20 Jahre alt, seine heimatlichen Zelte in Achern abbrach und nach
Hagenau überwechselte.

In dieser elsässischen Stadt beschränkte sich Derendinger, der sich von
jetzt an Francois Ignace nannte, nicht nur auf die Ausübung seines in
Deutschland erlernten Handwerks des Bierbrauens; vielmehr gelang es
ihm aufgrund seines Fachwissens, aber auch durch sein offenes Wesen verhältnismäßig
schnell, viel versprechende Verbindungen zu einflussreichen
Leuten in der Bierbrauerbranche anzubahnen, und zwar sicherlich in Verbindung
mit dem Oberhoffener Pastor Ehrenpfort und den beiden Hagenauer
Bürgermeistern Nebel und Dr. Weinum.7

Pfarrer Ehrenpfort war es übrigens gewesen, der als Erster versucht hatte
, den Hopfen als eine für die Landwirtschaft im Elsass rentable Pflanze
einzuführen. Leider vereitelten die Jahre 1787 und 1788 mit ihren verheerenden
Missernten einen durchschlagenden Erfolg, so dass der Versuch des
mutigen Geistlichen, Hopfen im größeren Stil anzubauen und dadurch der
Landwirtschaft ein einigermaßen sicheres Standbein zu verschaffen, zum
Scheitern verurteilt war.

Franz Ignaz Derendinger hatte 20 Jahre später in dieser Beziehung mehr
Erfolg; und auch persönlich war dem einstigen Acherner und jetzigen
Wahl-Hagenauer besonderes Glück beschieden:

Sollte sich doch die Vermählung mit der Witwe seines bisherigen Arbeitgebers
, des Brauereibesitzers Ursch, in Hagenau im Jahr 1804, als das
lebensentscheidende Ereignis erweisen.

Jetzt, finanziell solide abgesichert, konnte sich Ignace Derendinger mit
aller Intensität dem Metier zuwenden, das ihm besonders angelegen erschien
, der quantitativen, aber mehr noch der qualitativen Verbesserung
und Steigerung des elsässischen Hopfens als wichtigster Grundlage solider
Bierbraukunst.

In diesem Zusammenhang ist es sicherlich interessant, einmal einen
Einblick zu gewinnen, wie der Hopfenanbau zu jener Zeit in der Gegend
um Hagenau betrieben wurde.

„Die Hopfenkultur hatte einen unglaublichen Aufschwung genommen.
Fast die Hälfte des Ackerlands war mit Hopfen angepflanzt, der damals an
Stangen gezogen wurde. Dieser Hopfenwald gab damals dem Flurbild ein
eigenartiges Gepräge, ebenso die Hopfenstangenhäuschen nach der
Ernte?

In der Erntezeit, dem ,Hopfezopfe', das von Ende August bis Anfang
Oktober dauerte und die ganze Familie einschließlich der Großeltern und
Schulkinder beschäftigte, halfen nicht nur die Zopfer aus den umliegenden
Orten mit, sondern auch Fremde aus der Pfalz, und Zigeunerfamilien, die
sich zur Erntezeit regelmäßig einfanden. Diese fremden Hilfskräfte erhielten
eine einfache Verpflegung sowie Unterkunft in Schuppen, Scheunen oder
Ställen. Die eintönige Arbeit wurde durch Singen und Erzählen verkürzt.


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