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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 163
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150 Jahre Friedenskirche Kehl

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Verfügung stand.5 Die Katholiken wichen zunächst nach Marlen aus und
fanden dann vorübergehend Unterkunft in Kehler Gasthäusern. Dort hatten
sie zuerst Gottesdienst in der „Sonne", im Zimmer wo das Billiard stand.
Bis 1803 wurde im oberen Zimmer im Wirtshaus „zum Schlüssel" Kirche
gehalten; dann hat der Wirt Keller das Zimmer aufgesagt, weil er es seiner
Nahrung zuträglicher findet, wenn er solches zu Gastzimmern einrichtet.6
Schließlich traf sich die katholische Gemeinde in einem offenen Blockhaus
zur Andacht, das den österreichischen Truppen vor ihrem Abzug für den
Feldgottesdienst gedient hatte.7 Nach einem Bericht des Bezirksamts Kork
vom September 1817 bestand dieses Festungsüberbleibsel nur aus zusammengestellten
Eichbäumen, war mit keinem Dach versehen und der
Gesundheit äußerst nachteilig^

Die Einwohnerzahl Kehls war im Laufe der Kriegsjahre stark geschrumpft
. Vor dem Krieg hatten die Festung und Stadt Kehl etwa 800 Einwohner
, im Jahr 1808 waren es nur noch 310. Davon waren 144 Katholiken
und 166 Protestanten.9 Alle Bemühungen um den Wiederaufbau der
Gemeindestrukturen von Seiten der zurückgebliebenen oder wiedergekehrten
Einwohner waren trotz Amtshilfe vergeblich. So übermittelte Amtmann
Strobel im April 1803 seiner vorgesetzten Behörde in Karlsruhe
zwar das Gesuch des Stadtrats um Auferbauung eines Rathauses aus verschiedenen
triftigen Gründen. Strobel bestätigte in seinem Bericht, daß ein
Gebäude, um die Schuljugend darin zu unterrichten, zu Rats- und Bürgerversammlungen
, zur Aufbewahrung ihrer geretteten Gemeindesachen, zur
Wiederaufstellung der Uhr, damit sich jedermann in den Geschäften danach
richten und mit einer Klocke von Zeit zu Zeit geläutet werden könnte,
überaus nützlich sein würde.10

Auch die Bitten um Errichtung einer Kirche fanden bei der Regierung
Gehör, die großen Wert darauf legte, daß jeder Untertan seine Religionsübung
haben solle, damit er nicht durch deren Ermangelung in einen Stand
der Religionsgleichgültigkeit, oder gar der Irreligiosität verfalle. Im April
1805 überreichte der mit der Planung beauftragte Baumeister Vierordt dem
Innenministerium Entwürfe und Kostenvoranschläge für den Bau eines
Rathauses und einer Kirche für beide Religionen und groß genug, um auch
die von Dorf Kehl fassen zu können.11 Die Bauvorhaben konnten jedoch
nicht realisiert werden. Wie ungewiss die Zukunft Kehls zu der Zeit für die
Regierung war, zeigt sich schon im Jahr 1808, als Baden - das inzwischen
mit Frankreich verbündet war - die Festung und Stadt nach einem Erlass
Napoleons wieder an die Franzosen abtreten musste.

Im April 1814 fanden die letzten Kampfhandlungen in Kehl statt. Am
2. Mai verließen die Franzosen das zerstörte Kehl, das an Baden zurückfiel
. Die von den Franzosen wieder aufgebaute Festung musste auf Grund
der Bestimmungen des Pariser Friedens geschleift werden. Ab 1815 erfolgte
der Wiederaufbau von Stadt und Dorf Kehl. Erst 1817 wurde in Kehl


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