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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 164
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Hartmut Stüwe

wieder eine Kirche gebaut, die so genannte Notkirche. Die Einwohner von
Dorf Kehl, die überwiegend der evangelischen Konfession angehörten, erhielten
erst 1824 wieder eine eigene Kirche, die heutige Christuskirche.12

Das interimistische Notkirchlein

Mit dem Wiederaufbau Kehls begannen auch die Planungen für die
Wiedereinrichtung einer geregelten Seelsorge der Kirchengemeinden. Die
katholische Gemeinde wurde seit Mai 1814 von dem Pfarrer Bernhardt
Klein aus Straßburg provisorisch mitbetreut.13 Zunächst ging es den Regie-
rungs- und Kirchenbehörden darum, in Kehl wieder eigene Pfarrämter einzurichten
und mit Seelsorgern zu besetzen, was gar nicht so einfach war,
denn Kehl hatte keinen guten Ruf. Dazu beigetragen haben die zwanzig
Jahre andauernden Kriegswirren und Kämpfe um den Brückenkopf Kehl,
begleitet von Besetzungen, Wechseln zwischen Flucht und Rückkehr der
Bevölkerung, Zerstörung ihrer Häuser und unübersichtlichen Verhältnissen
, die auch in der Bevölkerungsstruktur der Stadt ihren Niederschlag gefunden
haben.14

Im März 1816 beschloss die Katholische Sektion des Innenministeriums15
in Karlsruhe, dem sechzigjährigen, schon pensionierten Landolin
Bühler aus Friesenheim die Seelsorge in Stadt Kehl gegen eine verhältnismäßige
Aufbesserung seiner bisherigen Pension vorübergehend zu übertragen
, bis dort ein eigenes Pfarramt eingerichtet sei. Der zuständige bischöfliche
Kommissar in Kappel hielt Bühler für geeignet, da es ihm weder an
intellektuellen noch an körperlichen Kräften gebreche. Als er ihm den Auftrag
erteilte, sich ungesäumt nach Kehl zu begeben und dort die Pastoration
zu übernehmen, wozu ich ihn fürsorglich mit der erforderlichen geistlichen
Vollmacht versah, lehnte Bühler jedoch ab. Kehl sei seit den Kriegswirren
bekanntermaßen ein Wohnsitz aller Laster und ein Zufluchtsort der
Flüchtlinge und Verbrecher von jenseits des Rheines. Er würde eher sein
Brot noch am Bettelstabe suchen, als die wenigen Tage meines noch übrigen
Lebens meine wenige zu hoffende Seligkeit durch eine auch nur einstweilige
Pastoration in einem Ort, wie Kehl ist, in augenscheinliche Gefahr
setzen. Die seelsorgerische Betreuung der katholischen Gemeinde wurde
bis Juli 1817 durch Pfarrer Klein fortgesetzt.16

In der Stadt Kehl wird auf die Wiedererbauung einer Kirche für die Genossen
der evangelischen und der katholischen Religion so wie auf die Erbauung
von Pfarr- und Schulhäusern gedrungen, berichtete das badische
Innenministerium im Juli 1817. Zu dieser Zeit wurde das katholische
Pfarramt eingerichtet. Franz Ignaz Winter kam als katholischer Stadtpfarrer
nach Kehl und betrieb sogleich mit lobenswertem Eifer die Erbauung
einer neuen Kirche zunächst für seine Konfession.17 Die evangelische Gemeinde
der Stadt hatte zu der Zeit noch kein eigenes Pfarramt, sie wurde


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