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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 168
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Hartmut Stüwe

gemeinsamen Nutzung der Notkirche von 1817 hielt sich die evangelische
Gemeinde nach eigenen Worten zu Anschaffung und Gebrauch eines
Schlüssels berechtigt und ermächtigt. Im Juni 1821 wurde jedoch ohne
Wissen des evangelischen Pfarramts das Schloss am Haupteingang der
Notkirche von Seiten der Katholiken ausgewechselt und den Protestanten
ein neuer, passender Schlüssel vorenthalten. Hierüber entspann sich zunächst
ein Schriftwechsel zwischen den beiden Pfarrern mit gegenseitigen
Vorhaltungen und Verunglimpfungen, für die beide nach Schlichtung des
mehr als ein Jahr dauernden Streits von ihren vorgesetzten Kirchenbehörden
wegen ihres unziemlichen Tons und ihrer unfreundlichen Weise gerügt
wurden. Pfarrer Winter wurde aufgefordert, auf der Stelle einen Schlüssel
zu dem umgeänderten Kirchenschloß fertigen zu lassen und dem evangelischen
Stadtpfarramt zuzustellen.28 Winter kam dieser Aufforderung jedoch
nicht nach, die Protestanten mussten sich schließlich selbst um die Anfertigung
eines Schlüssels bemühen.

Gehorsamstes Ansuchen, die Erbauung zweier Pfarrkirchen
gnädigst zu beschließen

Der Streit konnte im Laufe des Jahres 1822 durch Einschaltung übergeordneter
Instanzen beigelegt werden. Die Ursache der „Anstände" war damit
aber nicht beseitigt. Sie lag auch nicht allein darin, dass die beiden Pfarrer
- wie Fecht meinte - streitsüchtig, unfreundlich und anmaßend gegeneinander
waren. Konflikte gab es auch nach Ende der Amtszeiten von Winter
und Schellenberg in anderen personellen Konstellationen. Eigentliche Ursache
war das Simultaneum, mit dem nach den Erfahrungen der Kehler
Kirchengemeinden mancherlei Inconvenienzen verbunden waren.29

1828 waren beide Pfarrgemeinden entschlossen, den für sie unerfreulichen
Zustand zu beenden. Gemeinsam richteten sie an die badische Regierung
ein Gehorsamstes Ansuchen, die Erbauung zweier Pfarrkirchen
gnädigst zu beschließen und zu befehlen?0 Die 1817 gebaute Notkirche
war zu klein geworden für eine Bevölkerung, die sich bis 1828 verdoppelt
hatte und auf 812 Einwohner angewachsen war.31 Auch war die als Provisorium
gebaute Kirche inzwischen baufällig, bei Überschwemmungen unbrauchbar
, bei Stürmen gefährlich und zu jeder Zeit ungesund. Außerdem
störe der Gebrauch einer gemeinschaftlichen Kirche die Gemeinden und
Pfarrer in der Feier ihres Gottesdienstes. Vornehmlich steht die evangelische
Gemeinde im Nachteil, da sie gegen Mittags zu einer ihr sehr unbequemen
Zeit den Gottesdienst besuchen und in einer schon von Dünsten
erfüllten Kirche verweilen soll. Die wechselseitigen Störungen und Hindernisse
im Gottesdienst seien Veranlassung zu vielen Verdrießlichkeiten, Unfrieden
und Unduldsamkeit im gemeinen Leben und zu Wortwechseln und
Streitigkeiten in den Wirtshäusern?2 Zudem appellierten beide Konfessio-


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