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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 174
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Hartmut Stüwe

Das Ringen um Größe, Stil und Standort der Simultankirche

Kurze Zeit nach den Abstimmungen beauftragte das Innenministerium die
Hofdomänenkammer mit den Vorbereitungen zum Bau der Kirche. Oberamtmann
August Eichrodt vom Bezirksamt Kork machte noch einmal auf
den äußerst baufälligen Zustand der Notkirche aufmerksam, welche beim
Läuten mit der kleinen Glocke zum Schrecken aller Kirchenbesucher vollständig
wankt.46 Seine Hoffnung auf den Baubeginn im Frühjahr 1839
sollte sich jedoch nicht erfüllen. Zu unterschiedlich waren die Vorstellungen
, Erwartungen und Interessen, die durch dieses Bauvorhaben in der Bevölkerung
, den Stadt- und Kirchengemeinden, Ämtern und Behörden angesprochen
wurden.

Allgemein herrschte der Wunsch, dass die Kirche in Berücksichtigung
des bekannten und sehr besuchten Grenzortes Kehl ein schönes Bauwerk
werden und der Stadt zur Zierde gereichen sollte.47 Auch die Hofdomänenkammer
, der Bauherr, wollte, dass bei diesem Bauvorhaben von dem Stil
gewöhnlicher Kirchen abgewichen werde. Nachdem die Bezirksbauinspektion
Offenburg schon einen Entwurf für die Simultankirche vorgelegt hatte,
wurde Ende 1838 Baurat Fischer, der zu der Zeit den Bau des Kehler
Hauptzollamts leitete, mit der Planung beauftragt. Seine Kritik an dem vorliegenden
Entwurf fiel ganz im Sinne der Hofdomänenkammer aus: Die
Architektur der Fassade hat überhaupt in ihren Formen etwas einförmiges
und dürftiges. Gerade an dieser Stelle aber an einer der belebtesten Landstraßen
, in einer von so vielen Fremden besuchten Stadt, an den Grenzen
Deutschlands, dürfte wohl ein etwas reicherer Stil zulässig erscheinen.
Fischer legte die Skizze einer Kirche vor, deren Architektur etwas mannigfaltiger
gehalten wurde. Als Maßstab für angemessene Architektur zog
Fischer das Kehler Hauptzollamt heran: Das neue Zollgebäude wird in monumentalem
Charakter, in den gediegensten, dauerhaftesten Konstruktionsarten
errichtet, so daß es sich schon in seinem Äußeren als öffentliches,
vom Staate erbautes Gebäude auszeichnet, umso mehr sollte auch die neue
Kirche in einem würdigen Stil aufgeführt werden.

Die Meinungen über das Fassungsvermögen der zukünftigen Kirche
gingen weit auseinander. Nach Meinung des Bezirksamts sollte mit wenigstens
450 wenn nicht 500 Kirchenbesuchern gerechnet werden. Nach der
Skizze der Bezirksbauinspektion Offenburg bot die Kirche Platz für eine
Gemeinde von 1.484 beziehungsweise 1.452 Seelen. Nach Fischers Ansicht
war dieses Projekt um die Hälfte zu groß entworfen. Der Baurat ging
bei seinem Entwurf von einer schnell ansteigenden Bevölkerungszahl aus.
1833 hatte Stadt Kehl 1.001 Einwohner, 1839 waren es bereits 1.281. Um
die Kirche auf längere Zeit groß genug zu erbauen, sollte jede Gemeinde
zu 1.000 Köpfen angenommen werden. Vor allem die zu erwartende Entwicklung
Kehls zum günstig gelegenen Handels- und Umschlagplatz för-


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