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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 179
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150 Jahre Friedenskirche Kehl

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einschließlich Turm fertig. Die äußere Ansicht stieß auf allgemeine Zustimmung
, wie beispielsweise beim katholischen Dekanat Offenburg: Die
neue Simultankirche in Kehl bietet in ihrem Äusseren einen erfreulichen
Anblick dar und macht dem Baumeister hinsichtlich des Geschmacks, des
Baustils, der Anlage und Ausführung wie auch der Solidität alle Ehre. Dagegen
gab die Inneneinrichtung Anlass zu massiver Kritik, vor allem von
katholischer Seite. Veranlasst durch einen alarmierenden Bericht des Stadtpfarrers
Winter, der die katholische Gemeinde Kehl schon seit 1817 betreute
, begab sich am 21. Februar 1850 eine Kommission des erzbischöflichen
Dekanats Offenburg zur Besichtigung der neuen Simultankirche
nach Kehl. Nach einem Lob der sehr schön und zweckmäßig gefertigten
Kanzel - eine vor allen übrigen Einrichtungen hervorragende Zierde - bemängelte
sie in ihrem Bericht an das Erzbischöfliche Ordinariat in Freiburg
, dass die Anfertigung der dem katholischen Ritus angehörenden Einrichtung
nicht so sorgsam berücksichtigt worden sei. Die Vorplätze am
Hochaltar und den Seitenaltären seien für den katholischen Geistlichen bei
den üblichen Feierlichkeiten viel zu klein geraten. Der Beichtstuhl sei
ebenfalls zu klein und für den Beichtvater und die Beichtkinder ein wahrer
Marterkasten. Er ist so eng, dass sich der Beichtvater, ohne corpulent zu
sein, hineinzwängen muß. Die Seitennische sei so klein, daß der knieende
Beichtling seine Füße auf der Altartreppe auflegen muß, während seine
Knie weit tiefer im Beichtstuhl zu liegen kommen. Welch peinliche Situation
und Tortur für den Beichtvater und den Beichtling zugleich. Auch die
Sakristei sei für den katholischen Kult zu klein geraten. Das katholische
Element sei bei der Anfertigung der inneren Einrichtung in dieser sonst so
schönen und geräumigen Simultankirche wenig berücksichtigt worden.6]

Veranlasst durch diesen Bericht, ersuchte das Erzbischöfliche Ordinariat
am 22. März den Katholischen Oberkirchenrat in Karlsruhe, bei der betreffenden
Baustelle erwirken zu wollen, daß den Übelständen abgeholfen
werde. Am 8. Juli beklagte sich der Katholische Stiftungsvorstand Kehl
beim Dekanat Offenburg, dass seit der Beschwerde beim Oberkirchenrat
schon über drei Monate verflossen und leider noch gar nichts geschehen
sei. Es sei sehr zu beklagen, daß diese Sache auch gar nicht vorwärts gehen
will, und ebenso zu bedauern, daß jeden Sonntag 60 bis 70 Personen
vor der hiesigen Notkirche stehen und sodann, weil diese zu sehr mit Menschen
angefüllt ist, keinen Platz finden und teilweis sich wieder verlaufen.
Das Dekanat brachte am 11. Juli in einem Brief an den Oberkirchenrat die
beanstandeten Mängel an der inneren Einrichtung der Simultankirche in
Erinnerung. Als zusätzliches Beispiel für die Missachtung der katholischen
Gepflogenheiten wurden die Kniebänke genannt. Sie seien für den katholischen
Gottesdienst, bei dem das gläubige Volk die Hauptteile in knieender
Situation zubringt, unbrauchbar. Denn die zum Niederknieen bestimmten
Unterbänke haben eine schiefe abhängige Richtung, so daß wohl ein Sit-


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