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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 225
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Friedrich Weinbrenners Wiederaufbauplanungen für Kehl 1H01, 1813 und 1815/16

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dem Ingenieur Hauptmann Pinot als ohne Nachtheil für die Festung
Kehl ausführbar angegeben wurde, ist die von T nach U oder V nach
U ...

4. ) Ist das Terrain auf welches der neue Ort Kehl projectirt ist, so niedrig

und den Innondationen ausgesetzt, daß auch durch eine Eindämmung
die Nachtheile dieses Zustandes des Terrains nicht gehoben werden
können; besonders dürfte es schwierig seyn etwas brauchbare Keller
anzulegen.

5. ) Der Umweg von Bodersweyer über Neukehl nach der Festung Kehl

beträgt nach dem Project des Oberbau Directors Weinbrenner eine
volle halbe Stunde ..."

Dass sich Tulla in die Weinbrennersche Planung derart einmischte, musste
den Meister sehr verärgern. Seine Reaktion wirft auch ein Licht auf das angespannte
Verhältnis zwischen Architekt und Ingenieur. „Es ist mir leid,
daß Hr. Major Tulla wegen einer blosen artistischen Ansicht über die Verlegung
des Dorfes Kehl mit mir verschiedener Meinung ist, und daß wir der
Kürze wegen nicht in einem gemeinschaftlichen Bericht Einem Hohen Finanz
Ministerium nach dem Wunsche des Hr. Staatsraths Sensburg vorlegen
konnten, indem sich Major Tulla weigerte, in meinem desfalls gemeinschaftlich
abgefaßten und nebst einem Situationsplan angelegten Bericht von 7 ten
d. seine Meinung in margine beizufügen, und für besser fand, ein eigenes
Gutachten mit Bemerkungen über meine Ansichten abzufassen ..." beginnt
Weinbrenner seine Rechtfertigung und begründet Punkt für Punkt seine
Entscheidungen.41

Vor allem wirft er dem Ingenieur vor, dieser habe sich bei der Platzauswahl
für die neue Stadt allein von den Vorteilen der Straße leiten lassen.
Ganz grundsätzlich äußert er sich zur Anlage eines Landstädtchens: „Das
wesentliche Erforderniß für das Aufkommen eines Ortes ist die Nahrung,
und wenn die selbst nicht etwa durch die Verlegung einer Residenz oder
durch sonstige Ansiedlung reicher Particuliers und Fabrikanten in einem
solchen Ort begünstiget wird, so kann der Wohlstand nur successive durch
den Feldbau, oder durch die Nahrung eines Flusses, und durch Betriebsamkeit
für die Benutzung der Vortheile, die die natürliche Lage des Ortes
darbieten, geschehen. Nach dieser Ansicht ist es daher nicht gleichgültig,
ob der Ort Kehl nach meinem oder des Majors Tulla-Vorschlag placirt
wird, und ich glaube auch desfalls, daß das Dorf Kehl nicht wohl schicklich
von dem Städtchen getrennt, und entfernt werden kann, weil ein
Landstädtchen gerade seine erste Nahrung durch den Feldbau erhält, und
dieser Ort durch eine solche Vermischung mit anderen Gewerbsleuten erst
den Nahmen Stadt mit der Zeit, durch seinen Wohlstand erhalten kann ..."

Die Planung für die Verlegung von Kehl fiel in eine Zeit, in der sich
Weinbrenner intensiv mit der Stadtvergrößerung von Karlsruhe auseinan-


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