Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 226
(PDF, 145 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2002/0226
226

Claudia Elben

dergesetzt hatte.4- Strenge geometrische Formen, die den Gegebenheiten
angepasst sind, bestimmen das neue Straßennetz. Dabei nimmt es Rücksicht
auf den alten barocken Stadtgrundriss der Residenzstadt mit dem
Schloss in der Hauptachse, dem Weinbrenner die Neustadt für Handel und
Gewerbe gegenüberstellt. Ein großer Marktplatz im Zentrum der halbkreisförmigen
Stadterweiterung ist an ein Hafenbecken angeschlossen, das
durch die Führung des Alb-Murgkanals durch das neue Stadtgebiet gespeist
wird. Elemente der klassizistischen Stadtbaukunst, Baumalleen,
Rechteck- oder Rundplätze an Stadttoren oder Straßenkreuzungen treten in
Weinbrenners Stadtplanungen immer wieder auf, so 1810 im Generalbauplan
für Pforzheim, 1810-1813 im Erweiterungsplan für Lahr.43 Der geometrisch
konstruierte, dem Sechseck angenäherte Plan des neuen Kehl
blieb wie auch die halbkreisförmige Stadterweiterungsplanung von Karlsruhe
eine Idealstadt auf dem Papier. Ob bei der Wahl des Sechsecks
Verteidigung eine Rolle spielte, wäre denkbar, da mit kriegerischen Auseinandersetzungen
immer noch gerechnet werden musste.

Weinbrenners „Bemerkungen" auf Tullas Kritik tragen das Datum vom
16. November 1813, nachdem bereits am 9. der Befehl vom Festungskommandanten
zur Abtragung des Dorfes ergangen war.44 Die politischen Ereignisse
machten die gesamte Planung hinfällig. Die Entscheidung der
Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813 war zugunsten
der Alliierten gefallen, doch Baden wechselte erst am 20. November die
Seite. Die Blockade und Belagerung Kehls dauerten noch bis zum 2. Mai
1814. Erst dann zogen die Franzosen ab, nicht ohne Dorf Kehl wiederum
in Trümmern zurückzulassen. Die Zerstörung wurde folgendermaßen dargestellt
, als 1817 Abgesandte des Dorfes beim Ministerium für auswärtige
Angelegenheiten um eine Unterstützung nachsuchten: „Die Franzosen haben
im Jahr 1813 bei dem Herannahen der Alliirten die Häuser zu Kehl
und zum Theil mit solcher Eile niederreißen und zerstören lassen, daß
nicht einmal alle darin befindlichen Geräthschaften gerettet werden konnten
. Diejenige Eigenthümer, welche auf Submission gebaut hatten, welche
sich gegen Frankreich seiner Zeit verbindlich gemacht hatten, im Fall des
Herannahens der Feinde ihre Häuser ohne eine Entschädigung dafür zu
verlangen, niederreißen erhalten von Frankreich gar keinen Ersatz. In einer
etwas günstigeren Lage befinden sich die übrigen Eigenthümer, indem
man die Etats über ihren erwiesenen Verlust von ohngefähr 100,000 fl.,
welcher freylich dem würklichen nicht gleichkommt, der Grosherzoglichen
Gesandtschaft zu Paris zugefertigt hat, um die Bezahlung desselben, nach
vorangegangener Liquidation zu verlangen ... 5

Noch vor dem Pariser Frieden am 30. Mai 1814, der die Rückgabe von
Festung und Stadt Kehl an Baden festschrieb, begannen die in der Umgebung
untergekommenen Bewohner von Dorf Kehl wieder auf ihren alten
Grundstücken Häuser zu errichten. In einem Schreiben Tullas an den „ver-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2002/0226